REHBURG-LOCCUM (jan). Stolpersteine für neun Opfer der Nationalsozialisten werden in Rehburg am Freitag, dem 27. November, verlegt. Begonnen wird um 14 Uhr in der Mardorfer Straße 25 mit einem Stein für Heinrich Dökel.
Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit Jose Hammerschlag zuerst auf dem jüdischen Friedhof in Rehburg gestanden hat auf der Suche nach den Gräbern seiner Vorfahren. Hammerschlag ist ein Name, der häufig auf dem kleinen Friedhof auftaucht, der einst am Rande Rehburgs lag, um den aber mittlerweile der Ort herum gewachsen ist. Am Grab seines Urgroßvaters sagte Jose Hammerschlag damals einen Satz, der heute mehr denn je zu denken gibt: "Sonst wären wir hier zu Hause." Sonst – wenn nicht in den 1930er Jahren die Nazis an die Macht gekommen und mit ihnen der Holocaust möglich geworden wäre, meint Jose Hammerschlag. Wenn das nicht gewesen wäre und wenn die Nazis für ihre Pläne, die Juden zu vernichten, nicht so wenig Widerstand aber stattdessen so viel Unterstützung bekommen hätten, dann hätte Joses Großvater Salomon Hammerschlag vielleicht nicht gemeinsam mit seinen Kindern die Flucht in eine ungewisse Zukunft in fremdem Land ergriffen. Argentinien war das Ziel, dorthin flohen die Hammerschlags im Jahr 1938. Sie hatten rechtzeitig geahnt, was Juden in Deutschland bevorstehen würde und gaben dafür ihre Heimat auf, die kleine Stadt Rehburg, in der die Familie doch eigentlich angesehen war und seit Generationen lebte. Wie es ihnen in den folgenden Jahren in Argentinien ergangen ist, wie sie – die Flüchtlinge – dort aufgenommen wurden, ihr auf den Kopf gestelltes Leben empfanden und versuchten, es zu meistern, will Jose Hammerschlag beim Empfang im Rehburger Raths-Keller nach der Stolperstein-Verlegung erzählen. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Söhnen reist er zur Stolperstein-Verlegung für seinen Großvater, seine Eltern und eine Tante aus Israel an, wo er mittlerweile lebt. Wenige Stunden zuvor, um 11 Uhr am 27. November, wird er in Uchte bereits daneben stehen, wenn solch ein Stein für eine weitere Tante ins Pflaster der Straße gebettet wird. 13 Stolpersteine hat der Rehburg-Loccumer Arbeitskreis in 2014 verlegen lassen, neun weitere werden jetzt folgen: vier Steine für die Familie Hammerschlag, weitere vier Steine für Familie Birkenruth – Vater, Mutter und zwei Söhne – die den Holocaust nicht überlebten sondern nach Warschau deportiert und ermordet wurden. Der neunte Stein ist der erste, den der Arbeitskreis für einen nicht jüdischen Rehburger verlegen lässt: für Heinrich Dökel, der in der Mardorfer Straße 25 lebte, der entmündigt und ein Opfer der Euthanasie wurde. Über die Klinik in Wunstorf kam er nach Eichberg, wo er schließlich ermordet wurde. Der Ablauf der Stolperstein-Verlegung ist auf der Website www.stolpersteine-rehburg-loccum.de hinterlegt. Zur Verlegung wie auch zum anschließenden Empfang im Rehburger Raths-Keller sind alle Interessierten eingeladen. Foto: jan Bild 6: Jose Hammerschlag – hier am Grab seines Urgroßvaters – wäre in Rehburg aufgewachsen, wenn seine Familie nicht vor den Nazis geflohen wäre. Bild 7: Der Künstler Gunter Demnig hat mittlerweile mehr als 50.000 Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus in das Pflaster vor ihren letzten Wohnstätten gelegt. Bild 8: Um die Namen der Opfer nicht dem Vergessen preis zu geben und sie wieder in die Orte zu bringen, in denen sie vor dem Nazi-Terror gelebt haben, werden auch in Rehburg-Loccum Stolpersteine verlegt.