1. Spurensucher der deutsch-deutschen Geschichte treffen sich nach 20 Jahren

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    "Wir waren alle erstmal sprachlos", erzählte Klaus Maiwald, ehemaliger Lehrer und Tutor der Schülergruppe beim Wiedersehen. "Sonst gewinnen überwiegend die Gymnasien solche Preise. Für eine Realschule ist es schon enorm den ersten Platz zu machen." Ein halbes Jahr lang hatten die Schüler Sebastian Binias, Maren Klapproth, Nina Manzke, Dirk Rodenbeck, Mario Mankwitz, Ulf Möller und Kirsten Schaper zum Thema "Notizen aus der Provinz: Deutsch-deutsche Geschichten aus Obernkirchen und Umgebung" geforscht. Dafür interviewten sie Übersiedler aus den 1950er und 1980er Jahren, die in Obernkirchen und Umgebung eine neue Heimat gefunden hatten sowie Menschen, die noch Kontakte in die damalige DDR pflegten. Außerdem schrieben die Schüler rund 60 Briefe an Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker und baten um deren private Erinnerungen zur deutsch-deutschen Geschichte. Durch persönliche Antworten von Bundeskanzler Helmut Kohl und den Ministerpräsidenten Gerhard Schröder, Manfred Stolpe und Johannes Rau bekam die Schülergruppe detaillierte Informationen zu Ereignissen wie dem Aufstand in der DDR 1953, dem Mauerbau 1961 und dem Mauerfall 1989. Aus fast 1.000 Beiträgen gingen die Obernkirchener Schüler mit ihrer 330 Seiten starken Dokumentation als Sieger hervor. Eine Jury lud die Gruppe dann im Oktober 1995 zu einem dreitägigen Aufenthalt in Berlin ein, inklusive einem Empfang beim damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog und einem Preisgeld in Höhe von 3.000 DM. An den Besuch im Schloss Bellevue und die Ehrung durch Roman Herzog können sich Kirsten Schaper und Mario Mankwitz noch gut erinnern. "Das war schon beeindruckend", erzählte Mankwitz. "Ins Schloss kommt man ja nicht mal eben so rein und das ist ein Punkt im Leben, von dem man immer wieder erzählen kann." Kirsten Schaper berichtete beim Treffen: "Der Herr Herzog ist mir schon im Kopf geblieben. Das war so ein netter und ganz menschlicher Typ." Bei Kaffee und Kuchen kam dann noch so manche Erinnerung an die damalige Zeit hoch. "Im Fach Geschichte war ich nie gut. Das war immer zu trocken, nur Zahlen und Fakten. Das Wahlfach war aber toll, weil wir selber recherchieren und forschen durften", so Schaper. Mankwitz erinnerte sich: "Das war mal was anderes. Es ging um relativ aktuelle Zeitgeschichte. Jeder hat bei dem Projekt ohne zu Murren mitgemacht und wir haben uns auch zwischen den Stunden immer wieder ausgetauscht. Das Projekt war für uns das ganze halbe Jahr lang immer präsent." Und selbst Klaus Maiwald bekannte: "Vieles, was die Schüler dort rausgefunden haben, das wusste ich ja teilweise nicht mal. Da war ich auch Mitlernender."

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