Lügde (afk). Sein Staatsexamen zum Bauassessor hat er erst am 23. Oktober bestanden, vier Tage zuvor war er Vater geworden und seit dem 1. November ist Jens Bossen (33) neuer Fachbereichsleiter Bauen und Planen bei der Stadt Lügde. Zu dem Zeitpunkt hatte der aus dem Bremer Umland stammende Hamelner aber bereits die Zusage für die Nachfolge von Günter Loges, der in diesem Jahr in den Ruhestand gegangen war, in der Tasche. Die Interimszeit überbrückte sein Stellvertreter Gregor Günnewich, der diese Funktion nun auch weiterhin wahrnimmt.
Es gab bei der offiziellen Vorstellung Bosses bereits zahlreiche Vorschusslorbeeren für das neue Mitglied in der Lügder Stadtverwaltung: "Er ist genau die Person, die wir uns für diese Position gewünscht haben", freute sich Bürgermeister Heinz Reker. Dabei war das Verfahren zuvor nicht ganz unkompliziert, denn eine erste bundesweite Stellenausschreibung vor etwa einem Jahr hatte zwar auch bereits 25 Bewerbungen zur Folge, aber, so Reker, "es war keiner darunter, der kompatibel mit unseren Vorstellungen war." Anfang dieses Jahres entschloss man sich für eine erneute Ausschreibung, in der ausdrücklich auch Nachwuchskräften eine Chance eingeräumt wurde. 66 Bewerbungen gingen daraufhin ein. Es schloss sich ein mehrstufiges Auswahlverfahren an. Im April dieses Jahres fiel dann die einstimmige Entscheidung für Jens Bossen, der zu dieser Zeit bereits Diplom-Ingenieur war, aber zusätzlich auch als Zugangsvoraussetzung zum höheren Dienst noch das Studium zum Bauassessor absolvierte und das große Staatsexamen mit Bravour bestand. Nach dem Studium an der Technischen Universität in Hamburg-Harburg und an der Hafencity-Universität hatte Bossen bereits in der Stadtplanung dort sowie in Marne gearbeitet. Hier habe er Berührungspunkte mit der ländlichen Entwicklung bekommen, berichtet Bossen. Ihm sei aber auch klar geworden, dass er sich am wohlsten in einer öffentlichen Verwaltung fühle. 2012 ging er dann nach Hameln und wirkte dort in der Stadtentwicklung und Planung mit. In Hess. Oldendorf beschäftigte er sich zuletzt mit der Problematik der Leerstände von Geschäften. "Alle diese Erfahrungen und beruflichen Schwerpunkte passten genau auf Lügde", sagt Reker. Bossen sieht in der neuen Verantwortungsfunktion ein größeres Aufgabenspektrum als er es bislang kennengelernt hatte: "Hier kann ich vielmehr gestalten", sieht er seine Möglichkeiten auch in den herrschenden flachen Hierarchien in der Lügder Verwaltung. Er weiß aber auch, dass nicht nur der demografische Wandel sondern in naher Zukunft auch Projekte wie die anstehende Rathaussanierung die Stadt vor große Herausforderungen stellen wird, wie aber auch die Leerstandssituation im Einzelhandel. Zunächst aber will Jens Bossen erst einmal die Verwaltung und die Betriebsteile der Stadt und das Personal persönlich kennenlernen. Das werde die Aufgabe der nächsten zwei Wochen sein. "Langweile wird da garantiert nicht aufkommen", weiß er schon jetzt. Dass es im Bauamt dennoch weiter rund laufen kann, dafür steht Gregor Günnewich, der, wie der Bürgermeister immer wieder betont, nicht nur, aber vor allem in der Übergangsphase eine "Top-Job" gemacht habe. Dem schlossen sich auch die Fraktionsvorsitzenden Thomas Blum (auch Vorsitzender des zuständigen Fachausschusses, CDU), Dieter Diekmeier (SPD), Klaus Meier (FWG) und Franz-Josef Kuffner (FDP) an. Blum glaubt, dass diese neue personelle Konstellation gut zusammenpasse und funktionieren werde und damit die Schlagkraft der Verwaltung erhalte. Die politische Ausrichtung Bosses habe bei der Auswahl im Übrigen überhaupt keine Rolle gespielt. "Es zählte allein seine Qualifikation", versicherten die Politiker unisono.