BÜCKEBURG (sk). Rund 250 Bürger waren auf Einladung des Landkreises und der Stadt Bückeburg am Dienstagabend in den Rathaussaal gekommen, um sich über die Pläne zur Flüchtlingsunterbringung zu informieren und um Fragen zu klären. Zu Beginn stellte Landrat Jörg Farr zusammen mit Bürgermeister Reiner Brombach, Heidemarie Hanauske (AWO-Kreisgeschäftsführerin), Werner Steding (Leiter Polizeikommissariat Bückeburg) und Klaus Heimann (Erster Kreisrat) ihr Konzept zur Nutzung der Herderschule vor. Dabei ging es ausgesprochen sachlich, transparent und konstruktiv vor sich. "Wir wollen Ihnen heute Abend präsentieren, was wir in der jetzigen Situation tun müssen, um die Menschen unterzubringen, die uns erreichen", erklärte Farr zum Einstieg. Im Jahr 2014 hätten etwa 1.400 Menschen in Schaumburg Zuflucht gefunden, bis Ende Januar müssten weitere 1.200 Personen untergebracht werden, so die Tendenz. Bisher werden die Ankommenden in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes registriert und medizinisch versorgt, wie beispielsweise in der Jägerkaserne und in der Königsberger Straße geschehen. Danach verfolge der Landkreis das Ziel einer "dezentralen Unterbringung" in angemieteten Wohnung mit Betreuung durch Sozialarbeiter. Da aber niemand sagen könne wieviele Wohnungen letztendlich zur Verfügung stehen, wie sich die Flüchtlingszahlen entwickeln und damit nicht notgedrungen noch Turnhallen genutzt werden müssten, planen Stadt und Landkreis die Herderschule für den Notfall herzurichten. Hier könnten 78 Personen sehr kurzfristig unterkommen. Nach Umbaumaßnahmen wäre dort Platz für 200 weitere Menschen. Die Jägerkaserne mit einer nicht funktionierenden Heizung sei "nicht passend für die Situation im Winter", erklärte Farr. Bei der anschließenden Bürgerfragerunde beschäftigen zwei zentrale Themen die Gemüter: die Sicherheit der Bürger und die Integration der Menschen. "Wie ist es mit der Sicherheit? Wird es wieder eine Security geben wie in der Jägerkaserne?" und "Wird ein privater Sicherheitsdienst polizeiliche Aufgaben übernehmen?" lauteten die Fragen besorgter Bürger. Werner Steding betonte daraufhin, die bisherige Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst habe gut funktioniert. Dieser "soll die Polizei nicht ersetzen, er ist aber eine sinnvolle Ergänzung", so Steding. "Wir werden diesen Bereich aber im Auge behalten und sowohl in "silber-blau" als auch in zivil dort sein." Eine Mutter äußerte sich: "Meine Tochter geht an der Herderschule entlang alleine zum Hort. Ich persönlich glaube zwar nicht, dass etwas passiert. Aber ich weiß, dass viele Eltern besorgt sind und bevor Gerüchte entstehen möchte ich wissen, ob die Polizei dort kontrolliert." Man könne nicht jedes Kind begleiten und auch nicht ständig vor Ort sein, ging Steding auf diese Frage ein. Aber vielleicht könnten sich Kinder zum gemeinsamen Weg zusammenschließen oder Handys genutzt werden, um die Situation zu verbessern. "Wir wollen dort präsent sein, aber keinen Objektschutz betreiben." Eine Bürgerin kritisierte die schlechte Beleuchtung an der Herderschule. Hier sicherten Klaus Heimann und der Leitende Baudezernent Fritz Klebe eine Überprüfung zu. Was plant die Stadt in Sachen Krippen-, Kindergarten- und Schulplätze für die Flüchtlingskinder erkundigte sich Stefan Hölters weiter in der Fragerunde. "Die Planungen laufen", sicherte Reiner Brombach hier zu. "Die Schulen sind dabei das geringste Problem. Krippen und Kindergärten stellen sich auf neue Zugänge ein." Björn Riemer, Lehrer am Adolfinum, sprach stellvertretend für seine Schülern. Die möchten gerne ein Fußballturnier für die Flüchtlinge organisieren. Dazu wollte Riemer noch rechtliche Fragen klären. Heidemarie Hanauske zeigte sich von dieser Idee begeistert: "Ein toller Vorschlag. Die Regeln kann jeder, sie sind überall auf der Welt gleich und es geht in diesem Spiel auch um Fairness." Zur weiteren Planung verwies so jedoch direkt an die Mitarbeiter der AWO. Ein weiterer Bürger wollte wissen, ob Patenschaften erfolgversprechend sind. Schließlich sei es "wichtig, dass man sich begegnet" und für den Spracherwerb gäbe es nichts Besseres. Hier verwies Hanauske Interessierte wiederum an die Mitarbeiter der AWO. Auch Kritiker meldeten sich an diesem Abend zu Wort. So machten mehrere Bürger ihrem Ärger über die "Zustände" in der Königsberger Straße Luft. Der allgemeine Umgang mit Müll wurde kritisierte und dass Wäsche an Bäumen zum Trocknen aufhängt worden sei. Außerdem herrschte großes Unverständnis darüber, dass offensichtlich gespendete Sachen in Containern gelandet sind. "Wir haben alle was gegeben, aber es landet im Müll. Warum hat da keiner eine Überblick?", fragte ein benachbarter Anwohner. Hanauske räumte Koordinationsprobleme ein und bat um Nachsicht. "Es funktioniert nicht alles sofort. Aber wir bemühen uns, so wichtige Themen der deutschen Gesellschaft wie die Mülltrennung den Menschen zu erklären." Hanauske betonte, es sei ausdrücklich erwünscht Missstände anzusprechen, damit etwas dagegen unternommen werden könne. Zum Thema Umgang mit Spenden bemerkte Corinna Brockhaus, sie sei auch "sauer geworden". "Aber dann hab ich nachgefragt. Die Flüchtlinge sind einfach freundlich und freuen sich über alles was ihnen gegeben wird. Das würde uns auch so gehen." Nur könnten sie nicht alles gebrauchen oder in die nächste Unterkunft mitnehmen. Hier müsse deutlich besser koordiniert werden. Sowohl wo der einzelne sich einbringen kann als auch was genau den Flüchtlingen nütze. Eine Besucherin, die nicht genannt werden möchte, hat beim Thema Flüchtlinge zwiespältige Gefühle. "Ich sehe ja ein, dass die Flüchtlinge unbedingt Hilfe brauchen. Aber ich frage mich wie gut die Integration gelingen wird. Hoffentlich ziehen sie sich nicht zurück und bleiben nur unter sich. Die Menschen müssen sich anpassen, sonst befürchte ich die Bildung von Parallelgesellschaften." Anwohner aus der Umgebung der Königsberger Straße betonten nach der Veranstaltung die guten Kontakte zu den "wirklich netten Familien" und zeigten sich enttäuscht, dass diese jetzt schon wieder in eine andere Unterkünfte gezogen seien. "Und wir haben nicht festgestellt, dass es dort unsicherer oder krimineller geworden ist." Ursula Schüttel aus Bad Eilsen beurteilte die Informationsveranstaltung abschließend als "sehr positiv". Mit der Entscheidung für die dezentrale Unterbringung in Wohnungen und gegen Massenunterkünfte werde die Integration viel besser gelingen. "Das ist ein Schritt auf einem langen Weg, aber ein guter Weg."
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Regelung von Sicherheit und Integration stehen in Bückeburg im Vordergrund
Vertreter des Landkreises und der Stadt stellen Konzept zur Unterbringung von Flüchtlingen in der Herderschule vor
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