So funktioniert die Kommunikation im Uhlenbusch zwischen Angelos und den anderen Kleinen, die in der "Blauen Gruppe" herumwuseln. Zeigen, nicken, lächeln – das sind die Anfänge, wenn Kinder aus Flüchtlingsfamilien dorthin kommen. Angelos stammt aus Albanien und besucht seit einigen Wochen den Kindergarten. "Manchmal kann er für uns schon übersetzen", sagt die stellvertretende Leiterin des Kindergartens, Sandra Wiegmann. Denn Angelos hat bereits eine Menge gelernt und wenn er auch noch nicht viele Worte auf Deutsch sagen kann, so versteht er doch schon sehr viel. Das hilft, wenn weitere Kinder hinzukommen. Kinder aus vielen Nationen, von denen die meisten nur ihre Muttersprache sprechen. "Eigentlich funktioniert das mit den Kindern ziemlich gut", sagt Wiegmann. Natürlich ist es eine Herausforderung für sie und die anderen Mitarbeiterinnen, diese Kinder in den Alltag des Uhlenbusch zu integrieren. Aus sieben Nationen tummeln sich momentan Drei- bis Sechsjährige dort: aus Montenegro, Albanien, Polen, Russland, Schweden, türkisch-stämmige Kinder und solche aus Deutschland. Doch, der Aufwand mit den Flüchtlingskindern sei eindeutig höher, sagt sie. Den deutschen Kindern könnten sie erklären, dass sie sich die Hände waschen sollen, Gummistiefel anziehen – denjenigen, die kein deutsch sprechen, müssten sie hingegen zeigen, was sie tun sollen. Manche Rücksicht nehmen die Erzieherinnen außerdem auf diese Kinder. Waldspaziergänge stehen momentan nicht auf der Tagesordnung. Dafür bitten sie bei den übrigen Eltern um Verständnis – aber wie, sagt Wiegmann, sollten sie den Flüchtlingskindern erklären, was sie vorhaben? "Die Kinder waren teilweise wochenlang unterwegs. Nun sind sie hier, kennen praktisch noch niemanden, ihre Eltern sind nicht da – und dann gehen wir mit ihnen aus dem Kindergarten fort?" Um keine Ängste zu wecken, werden einige Dinge also lieber gelassen. Die Kinder untereinander kämen bestens miteinander aus. Schwieriger sei es da schon mit den Eltern. Wie denen erklären, wann die Kinder gebracht werden können, wann abgeholt, welche Kleidung sie haben sollten? Viele Kleinigkeiten, die "neuen" Eltern beim ersten Elternabend erklärt werden oder die ihnen dann erzählt werden, wenn sie ihre Kinder bringen oder abholen, scheitern bei den Flüchtlingen an der Sprachbarriere. Ein Zettel an der Tür, auf dem "Ein Kind hat Windpocken" oder ähnliches steht, sagt diesen Eltern überhaupt nichts. Und wenn die Erzieherinnen auch ihre Englisch-Kenntnisse hervorgekramt haben, so hilft selbst das nur in wenigen Fällen. Unterstützung, sagt Wiegmann, bekomme sie immer wieder von Evelyn Rossa vom "Ehrenamt vor Ort"– Rossa setze sich mit den Eltern auseinander, wenn konkrete Probleme bestünden. Das sei aber eben nicht immer genug. Standardisierte Briefe in vielen Sprachen für die allgemeinen Angaben zum Kindergarten-Betrieb, meint Wiegmann, könnten manches schon erleichtern. Und auch Ansprechpartner, die als Dolmetscher aushelfen mögen. Das gelte auch dann, wenn Flüchtlingen erklärt werden müsse, was getan werden muss, bevor die Kinder im Uhlenbusch aufgenommen werden. Beispielsweise, dass sie bei der Stadt angemeldet werden müssen. Es sei schon passiert, sagt Wiegmann, dass neu angekommene Flüchtlinge vor der Tür standen, ihr ein Kind in den Arm drückten und wieder gegangen seien. "Denen hatten andere Flüchtlinge erzählt, dass die Kinder hierher kommen können – in gutem Glauben und aus Hilfsbereitschaft. Dass wir doch zumindest wissen müssen, wer dieses Kind ist, wer seine Eltern sind und das geklärt sein muss, ob überhaupt noch ein Platz frei ist – davon hatten sie nichts gewusst." Vieles kann zwar schnell geklärt werden, viele Herausforderungen haben die Erzieherinnen aber zu bewältigen. Davon, dass womöglich eine der drei Gruppen im Uhlenbusch geschlossen werden soll, weil zu wenige Kinder da sind, ist jedenfalls keine Rede mehr. Das stand vor einem Jahr noch zur Diskussion. "Wir hatten plötzlich viele Familien, die zugezogen sind", sagt Wiegmann, "und dann kamen zusätzlich die Flüchtlingskinder." Nur zwei Plätze sind momentan noch frei, einige Flüchtlingskinder aus Loccum besuchen bereits den Kindergarten "Littlefoot" in Münchehagen. Zu diesem Zeitpunkt des Gesprächs beginnt die Frühstückspause. Angelos weiß nun schon sehr genau, wie deren Ablauf ist. Schnell räumt er seinen Spielplatz auf und macht sich auf den Weg zum Waschraum. Mit sauberen Händen lässt er es sich gemeinsam mit den anderen Kindern anschließend schmecken. Mit zeigen und nicken und lächeln – und auch den ersten zaghaften Versuchen auf Deutsch. Foto: jan
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Zeigen, nicken, lächeln und verstehen Praktische Integration von Flüchtlingskindern in Kindergärten / "Ehrenamt vor Ort" unterstützt das Kita-Team
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