LANDKREIS (tr). Der Landkreis Schaumburg benötigt noch in diesem Jahr rund 750 zusätzliche Wohnungen für ankommende Flüchtlinge. Dies berichtet das hannoversche Pestel-Institut, das im Auftrag verschiedener Institutionen, Kommunen, Unternehmen und Verbände arbeitet, in einer Wohnungsmarkt-Analyse. Der Gesamtwohnungsbedarf in Schaumburg für 2015 steige damit auf rund 990 Wohnungen, so die Wissenschaftler. Um diesen Bedarf zu decken, sei es notwendig, "das Sanieren von leerstehenden Wohnungen enorm zu forcieren", heißt es in der Studie. Außerdem müssten mehr Wohnungen gebaut werden – in den vergangenen Jahren seien es im Schnitt nur rund 210 Objekte jährlich gewesen. Das Institut kritisiert in diesem Zusammenhang zwei "Mangelerscheinungen". "Es fehlen bezahlbare Wohnungen. Vor allem aber Sozialwohnungen. Also vier Wände für die Menschen, die sich teure Wohnungen in der Regel nicht leisten können: Rentner, Alleinerziehende, junge Menschen in der Ausbildung, einkommensschwache Haushalte und eben auch Flüchtlinge", sagt Institutsleiter Matthias Günther. Daran müsse sich dringend etwas ändern, denn geringer wird der Bedarf ihm zufolge nicht: "Wenn es bei einem starken Flüchtlingszuzug bleibt, muss sich der Landkreis Schaumburg auch in den kommenden Jahren darauf einstellen, dass noch mehr Wohnungen gebraucht werden." Für dieses Jahr geht das Pestel-Institut von rund 1860 Flüchtlingen aus, die nach Schaumburg kommen. Grundlage dafür ist die Zahl von einer Million Flüchtlingen, die in Deutschland erwartet werden. Dabei handelt es sich allerdings nur um Schätzungen. "Um die für Asylbewerber zusätzlich benötigten Wohnungen zu ermitteln, gilt die Formel: 100 Flüchtlinge, die in den Landkreis Schaumburg kommen, benötigen im Schnitt 40 Wohnungen", erläutert Günther. Auch die 500 Millionen Euro, die der Bund den Ländern bis 2020 jährlich für den sozialen Wohnungsbau bereitstellt, kritisiert das Institut. "Das wird hinten und vorne nicht reichen. Bundesweit werden dadurch bestenfalls zwischen 10.000 und 12.000 Wohnungen neu entstehen. Das ist eine Kapazität, die eine Großstadt nur so wegschluckt. Der Landkreis Schaumburg wird davon nicht wirklich spürbar profitieren", sagt Günther. An die Adresse der heimischen Bundestagsabgeordneten gerichtet, fügt der Wissenschaftler hinzu: "Es muss dringend etwas passieren. Andernfalls droht eine Wohnungskrise, die das Potenzial hat, an vielen Orten zu erheblichen sozialen Spannungen zu führen."
Hinter der Untersuchung steht die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Sie hat die Studie gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel, der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau und dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure in Auftrag gegeben. Deren Forderung nach Neubauten, Sanierung sowie einem Neustart des sozialen Wohnungsbaus könne dem Pestel-Institut zufolge zum einen durch zinslose Darlehen und Investitionszulagen für genossenschaftliche und kommunale Wohnungsunternehmen erreicht werden, ebenso wie durch das Gewinnen von privaten Investoren mithilfe regional und zeitlich begrenzter steuerlicher Anreize. Foto: privat