1. Als öffne sich die Decke

    Achim Zeman verwandelt die Synagoge in Illusionsraum

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    Oerlinghausen (kd). Bereits die Künstler der Antike begannen damit, den Blick zu heben und den Himmel darzustellen. Im Rückgriff darauf erscheinen in der Renaissance auch nördlich der Alpen opulente Gemälde des Himmels. Der Kölner Künstler Achim Zeman hat dem Thema nun einen neuen Aspekt abgewonnen: "Fly high" lautet der Titel seiner Ausstellung im Kunstverein Oerlinghausen.

    Mehrere Tage lang musste der Künstler auf einem fahrbaren Gerüst über Kopf arbeiten, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Denn Zemann hatte das Tonnengewölbe der einstigen Synagoge für seine Idee ausgewählt. Die gerundete Decke des Kirchengebäudes wirkt nun, nach der Verwandlung, noch deutlicher als Symbol für den Himmel. Wie nach einer Explosion scheinen zahllose Bruchstücke von einer gedachten Mitte wegzuschießen. Die königsblauen, unregelmäßigen Flächen auf weißem Grund sind einander exakt zugeordnet, so dass die optische Illusion nahezu perfekt ist. Dieses "blaue Gewimmel aus kleinen und großen Flocken, Rauten und Kristallen", sagte Alexander Gruber in seiner Einführung, öffne scheinbar das Gewölbe, das den Blick des Betrachters sonst begrenze. Damit erinnere Zeman an die Deckenmalerei barocker Kirchen und Schlösser, mit denen gleichsam ein Blick ins Paradies ermöglicht werden sollte, meinte Gruber. Derartige Darstellungen sollten das Auge täuschen und zugleich die Seele trösten, denn der Kreis als Ausgangsform der Kirchendecken sei das Symbol für Einheit und Ganzheitlichkeit. Die Betrachter könnten in gewisser Weise mitfliegen und mitwirbeln, sagte Gruber. Dadurch entstünde ein Effekt von großer Leichtigkeit und Heiterkeit. Gruber verwies auf formale Verbindungen zur Op Art, zur Gruppe Zero und zum Maler Victor Vasarely. Zeman habe nicht nur intuitiv und emotional auf den vorhandenen Ausstellungsraum reagiert, sondern seine Konstruktion exakt berechnet. Damit erreiche er, dass das Tonnengewölbe nunmehr ungewohnt wirke. "Wir sehen, was wir ohne Kunst wahrscheinlich nicht wahrnehmen könnten: die spielerische Leichtigkeit des Seins", formulierte Gruber. Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Dezember 2015 zu sehen. Kinder im Grundschulalter können am Donnerstag, 12. November 2015, von 16 bis 17 Uhr wieder zu Kunstentdeckern werden. Dorothee Sommer wird Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren mit der Decken-Installation vertraut machen. Die jungen Kunstentdecker sollten in Begleitung eines Erwachsenen kommen. Um Voranmeldungen wird unter Tel. 05202 71363 gebeten. Zu einem Gespräch über die Ausstellung lädt der Kunstverein am Donnerstag, 19. November 2015, ab 18.30 Uhr ein. Kunstinteressierte können ihre Eindrücke vertiefen, Fragen stellen und Hintergrundinformationen erhalten. Der Eintritt ist frei. Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen.

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