Die AMG-Vorsitzende Marianne Kopp ließ in ihrer Ansprache die Geschichte der Bronzeskulptur, die im Februar diesen Jahres nach einem erfolglosen Bürgerbegehren aus dem Kurpark entfernt wurde, Revue passieren: von der beliebten Kulisse bei Brautpaaren über das Postkartenmotiv hin zum "Stein des Anstoßes" für eine "kleine Gruppe linker Aktivisten". "Der primitive Ungeist der Kritiker" reduziere das Lebenswerk einer großen ostpreußischen Dichterin auf ein Gedicht aus der NS-Zeit, manifestierte die Vorsitzende. Sie erinnerte daran, dass Miegel, 1954 zur Ehrenbürgerin Bad Nenndorfs ernannt, sowohl zu Lebzeiten als auch Jahre nach ihrem Tod "hoch verehrt" wurde. Agnes Miegel habe nie jemandem geschadet und ausdrücklich Menschlichkeit und Toleranz befürwortet sowie Meinungsdiktaturen, Diffamierungen und jegliche Gewalt abgelehnt. Das Entfernen des Denkmals aus dem öffentlichen Raum spreche genau gegen diese Maxime. "Das ist beschämend und für die Kulturstadt ein größerer Verlust als für uns", sagte Kopp. Die Auswahl eines würdigen Standortes für die in Hildesheim gefertigte Statue oblag 1994 dem damaligen Kurdirektor Schick. In seinem Grußwort erinnerte er sich zurück: Agnes Miegel fand im Zentrum der Parkanlage im Bereich der Musikmuschel und Esplanade ihren Platz. Irgendwann habe sich aber die Unmutsstimmung breit gemacht, die Skulptur wäre zu versteckt und bräuchte einen leicht zugänglicheren Platz, so Schick. Sein Verständnis der Versetzung in Nähe des Schlösschens: Für künftige Veranstaltungen hätte sie Bier- und Bratwurstbuden schlichtweg im Weg gestanden. Im Hinblick auf die Entfernung des Denkmals aus dem Kurpark nannte Schick einen Vergleich. In Königsberg, wo Miegel 1879 geboren wurde, habe man eine Tafel zu ihrem Gedenken aufgestellt –"das muss man sich mal vor Augen führen, welch abartige Gedanken hier in gewissen Kreisen gedacht werden." Nach der Begrüßung der versetzten Stele gedachten die Anwesenden der Dichterin an ihrem Grab. Anschließend lud die AMG zur Lesestunde und zum gemeinsamen Kaffeetrinken ins Hotel Hannover. Foto: jl
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Vom Postkartenmotiv zum "Stein des Anstoßes"
Kritischer Rückblick bei Begrüßung des Agnes-Miegel-Denkmals an neuem Ort / Ein Verlust für die Kurstadt
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