Bad Salzuflen (go). Voll war es zur 8. Ratssitzung am 21. Oktober im Salzufler Rathaus. Die Zuschauerplätze dicht besetzt. Roland Thomas hatte seinen neuen Platz in der Mitte des "Verwaltungstisches" im Ratssaal eingenommen. Und mitten im Publikum der scheidende Bürgermeister Dr. Wolfgang Honsdorf, der nun in den Ruhestand geht. Honsdorf war die Hauptperson des Abends, viele Abschiedsreden wurden gehalten. Da geriet es fast zur Nebensache, dass Roland Thomas offiziell zum Bürgermeister für die nächsten fünf Jahre ernannt wurde und seinen Amtseid ablegte. Mit "robuster Fröhlichkeit" habe ihr Weggefährte Dr. Wolfgang Honsdorf die Geschicke der Stadt Bad Salzuflen gelenkt, sagte Festrednerin Ute Schäfer, NRW-Familienministerin a.D. Bad Salzuflen habe sich für ihn entschieden und umgekehrt. 1984 zog Honsdorf, der aus dem Ruhrgebiet stammt, mit seiner Familie nach Bad Salzuflen. Da war er zunächst Kämmerer der Stadt, ab 1996 dann Stadtdirektor. Eine Zäsur gab es 1999 bei der ersten Direktwahl des Bürgermeisters nach der Abschaffung der sogenannten Doppelspitze aus Bürgermeister und Stadtdirektor: Gerhard Kleemann (CDU) wurde Bürgermeister. Honsdorf war nicht mehr im Rathaus, sondern als Rechtsanwalt tätig. 2004 wurde er dann allerdings mit absoluter Mehrheit Bad Salzuflens Stadtoberhaupt und blieb es bis zum 21. Oktober 2015. Das sind mehr als 26 Jahre im Dienste der Stadt Bad Salzuflen. Er habe stets das Bad und den Wirtschaftsstandort gleichermaßen gesehen und den Denkmalschutz ernst genommen, so Schäfer. Besonders schätzte sie Honsdorfs Einsatz für Migranten und Flüchtlinge schon in den 90er Jahren und auch aktuell. Immer habe er einen intensiven Dialog mit den verschiedenen Akteuren gepflegt zum Wohle der Neuankömmlinge. Sein Motto sei gewesen, sich bloß nicht hinter den Akten zu verstecken. Dass seine Bürotür immer offen war, bestätigten auch Ullrich Katzwinkel und Ariane Schlüter vom Personalrat in ihren Dankesreden. Von seinen Mitarbeitern und Kollegen hatte sich Honsdorf bereits einen Tag zuvor verabschiedet. Eine offene Bürotür zu haben, versprach übrigens auch Roland Thomas. Auch er hielt eine kurze Rede für seinen Vorgänger und sprach respektvoll von einer "Epoche Honsdorf". Schließlich habe er aus dem Salzufler Rathaus mit seiner einstmals klassischen Behördenstruktur ein modernes Dienstleistungsunternehmen geschaffen. Der Schritt in den Ruhestand falle Honsdorf nicht leicht, sagte er. Seinen ersten Ruhestandsvormittag beschrieb Dr. Wolfgang Honsdorf selbst bezeichnenderweise so: bis 8.30 Uhr hatte er schon drei Pakete für verschiedene Nachbarn angenommen, um 10.30 Uhr habe er bei Christa Trometer, seiner "rechten Hand" im Rathaus, angerufen, dass ihm so langweilig sei. Honsdorf freute sich sehr über die vielen Menschen im Ratssaal. Das erinnerte ihn an wichtige Ratssitzungen, bei denen ähnlich viele oder noch mehr Mitbürger anwesend waren, etwa als es um die Gründung der Gesamtschule in Bad Salzuflen ging. Es sei gut, dass es so viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Ansichten gebe, denn Demokratie könne nicht funktionieren, wenn alle gleicher Ansicht seien. Gerührt nahm er den langanhaltenden Applaus entgegen.
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Mehr als 26 Jahre im Dienste der Stadt
Bürgermeister Dr. Wolfgang Honsdorf feierlich verabschiedet
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