1. Der röhrende Hirsch im Doppelpack

    Andrea Künkele und Imke Brunzema interpretieren das Thema völlig neu

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    Bad Salzuflen (dib). Das Motiv des röhrenden Hirsches, geschmückt mit Tannen am Hang und Bergsee, stammt aus der akademischen Malerei ab etwa 1880 und ist kein Museumsbild mit hohem künstlerischen Anspruch, sondern ein verstaubter, spießiger und kleinbürgerlicher Zimmerschmuck seiner Zeit, der damals wohl in jeder guten Stube Deutschlands hing. Zwar nicht als Original in Öl, sondern als Reproduktion in hoher Auflage, die für jedermann erschwinglich war. In der heutigen Zeit zählt der "Röhrende" sogar als Inbegriff des Kitsches. Trotzdem haben ihn zwei Künstlerinnen aus Bielefeld aufgegriffen, malerisch völlig neu und unterschiedlich interpretiert und zeigen "ihre Hirsche", sowie einige andere interessante Bilder noch bis einschließlich Sonntag, 25. Oktober im Fachwerk am Pfarrkamp 8 in Schötmar.

    Völlig unabhängig voneinander und aus sehr unterschiedlichen Gründen haben sich Andrea Künkele und Imke Brunzema mit dem röhrenden Hirsch auseinandergesetzt und so sehr unterschiedliche Motive geschaffen, die sich doch irgendwie ergänzen. Andrea Künkele hat Malerei studiert und malt seit etwa zehn Jahren ihre Bilder in Blau-Rot. Blau ist der Hirsch (oder ein anderes Tier) und rot der Hintergrund. Alles in Öl, sehr kontrastreich und damit auch von intensiver Leuchtkraft. Zwar nicht realistisch, aber auch nicht entfremdet. Der Betrachter erkennt auf den ersten flüchtigen Blick, worum es sich handelt - Hirsche, Rehe, Raben, oder freche Mäuse, die der Katze zurufen könnten "fang mich doch". Ihre Raben sind nach Fotos und Vorlagen frei Hand gemalt, aber auch mal als genaue Vorlage projeziert. Durch die Wahl der Farben üben ihre Bilder auf den Betrachter eine gewisse Faszination aus. Abgerundet werden Andrea Künkeles ausgestellte Werke durch monochrome Bilder, die sie in mehreren Farbschichten aufgetragen hat, um so eine strukturierte Oberfläche zu erzielen. Imke Brunzema ist einen völlig anderen Weg gegangen. Für sie war der in allen Wohnzimmern hängende röhrende Hirsch eine Abschreckung. "Ich fand das blöd und wollte etwas machen, was in der Kunst bisher noch keiner nachgefragt hat: rosarote Hirsche." Ihre Idee war ein schmaler langer Flur, am Ende ein Hochstand, und rechts und links an der Wand je zehn Bilder mit rosaroten Hirschen. Deshalb hat sie 2002 ein "röhrendes Repro" fotografiert, mit Photoshop farblich in rosa umgesetzt, gespiegelt, damit sie je einen "rechten und linken Hirsch" erhält, der in Richtung Hochstand blickt, ausgedruckt, bis 2004 frei ausgemalt und so 20 Unikate geschaffen, bei denen sie ihre Maltechnik ständig verbessert konnte und die sich in den Feinheiten durchaus unterscheiden. Von den 20 rosaroten Hirschen sind inzwischen "zwölf irgendwie abhanden gekommen", sagt die Künstlerin. Ein Bild hat sie verkauft, eins hängt in Bielefeld und die restlichen sechs rosaroten Hirsche präsentiert sie jetzt im Fachwerk dem kunstinteressierten Publikum. Eine spannende Idee, auf alten Kitsch zurückzugreifen, und so neue moderne Kunst zu schaffen. Auch wenn diese "nur" rosarot ist, wird das Publikum davon begeistert sein. Imke Brunzema ergänzt ihren Teil der Ausstellung mit Fantasiewelten, die sie als Collagen aus unterschiedlichen gedruckten Vorlagen komponiert hat und in die der Betrachter selbst nach seinen Vorstellungen etwas hineininterpretieren kann. "Entweder er findet etwas, oder auch nicht", sagt sie und stellt den Betrachter damit vor eine knifflige, schwierige Aufgabe. Wer an den farbigen, röhrenden Hirschen und an den anderen Bildern interessiert ist, hat noch bis einschließlich Sonntag, 25. Oktober dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr, sowie sonnabends und sonntags von 15 bis 18 Uhr die Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen. Die Bilder sind verkäuflich und eine Preisliste liegt aus.

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