RINTELN (ste). Die Entscheidung, den Empfang der "Stiftung für Rinteln" in diesem Jahr im Flüchtlingsheim am Kerschensteinerweg durchzuführen, begründete Bürgermeiter Thomas Priemer gleich zu Beginn: "Es soll eine Begegnung von Menschen werden. Die einen haben eine Heimat, die anderen sind auf der Suche nach einer neuen Heimat!" Eine überwältigende Resonanz auf die Einladung konnte Priemer verzeichnen und eine ebenso überwältigende Spendenbereitschaft für die Aktion "Hilfe für Flüchtlinge". Priemer machte deutlich, wie schwer es sei, in einem fremden Land Fuß zu fassen. Und deshalb gibt es in Rinteln Hilfsangebote in Form von Sozialarbeitern wie Norbert Rose und Veronika Matamu sowie einer Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern. Doch Priemer machte auch deutlich, dass die Hilfe der "Stiftung für Rinteln" neben Flüchtlingen auch vielen Rintelner Bedürftigen zukommt.
Der Landkreis Schaumburg hat die Flüchtlingssozialarbeit auf die Arbeiterwohlfahrt (AWO) übertragen. AWO-Kreisverbandsvorsitzender Heinz-Gerhard Schöttelndreier stellte heraus, wie viel Erfahrung die AWO in den letzten Jahren in der Hilfe für Familien, Frauen, Jugendliche und Kinder und vor allem für Migranten gesammelt hat. Ziel der Arbeit sei es, die Menschen - bis zum Jahresende könnten es im Landkreis 2.000 Flüchtlinge sein - dezentral, also in der Nachbarschaft der hier lebenden Menschen, unterzubringen. Dabei richte sich die geleistete Sozialarbeit der AWO in zwei Richtungen: "Für die Flüchtlinge und für die Nachbarschaft, damit eine möglichst große Akzeptanz entsteht!" Scharf kritisierte der ehemalige Landrat das Verhalten Europas gegenüber den Flüchtlingen: "Egoistisches, nationalstaatliches Handeln geht hier vor europäischer Solidarität!" Die AWO, so Schöttelndreier, sei überzeugt: "Aus Flüchtlingen werden Zuwanderer, aus Zuwanderern Nachbarn!" Bis dahin sei es ein langer und harter Weg, viel Arbeit sei zu leisten. Schöttelndreier verglich den Weg mit der Deutschen Wiedervereinigung. Die Chance für Deutschland: "Unser Land wird dynamischer, jünger und vielfältiger, wenn die Integration der Menschen gelingt!" Schöttelndreier plädierte für eine geregelte Zuwanderung neben dem Nadelöhr Asylrecht und für mehr Erzieherinnen, Sozialarbeiter und Lehrkräfte für die Arbeit zur Integration von Flüchtlingen. Außerdem müsse Wohnraum geschaffen werden: "Nicht in einem Ghetto, sondern mitten in der Gesellschaft!" Dabei, so mahnte der AWO-Vorsitzende, dürften auch die Menschen nicht vergessen werden, die hier im Land schon lange arbeits- oder wohnungslos sind. Doch was treibt die Menschen eigentlich aus ihrer Heimat auf dne gefährlichen Weg nach Europa und vorzugsweise nach Deutschland? Ilyas Sabri Ali aus dem Irak ist Jeside und schilderte, welche Verfolgungen und Nachteile diese Glaubensgruppe im Irak erleiden muss. An Deutschland liebt er vor allem, dass das Gesetz für alle gilt: "Im Irak kann man sich mit Geld das Gesetz kaufen!" Er machte deutlich: "Wäre Freiheit und Frieden im Land, würde niemand seine Heimat verlassen!" Aus Albanien kommt Dejan Mucic, der seit dreieinhalb Jahren schon in Deutschland ist. An einer österreichischen Schule studierte er in Albanien Informationstechnologie und versucht jetzt in Deutschland an den Berufsbildenden Schulen in Rinteln seinen Abschluss in Metalltechnik zu machen. Mohammad Ahmad aus Syrien hatte in Damaskus als Techniker ein eigenes Geschäft. Seine Frau ist Lehrerin und er flüchtete mit seiner Familie mit zwei Kindern über Ägypten mit einem Schlepperboot über das Mittelmeer nach Italien. 74 Menschen saßen ohne Essen und Trinken und Sicherheit in dem Boot und in Deutschland hat er vor allem das Problem, dass er ohne ordentliche Papiere seine Qualifikation nicht anerkannt bekommt. Wie man Flüchtlingen aktiv helfen kann, das schilderten die Familienpaten Maria Gawinski, Susanne Knecht und Frank Motulla. Sie betreuen eine Familie aus dem Kosovo mit vier Kindern, von denen noch keins je eine Schule gesehen hat. Ihr Wunsch: "Es wäre schön, wenn unsere Kinder mit ihrer Familie hier bleiben dürften!" Untermalt wurde der Stiftungsempfang vom Gospelgesang der Gruppe "Joyful Voices" und am Ende gab es bei einem internationalen Buffet reichlich Gelegenheit mit den Menschen im Flüchtlingsheim ins Gespräch zu kommen.Foto: ste