1. Dörfliche Nachbarschaft statt Anonymität und Vereinsamung mitten in den Städten

    Wir in Schaumburg stellt neues Wohnkonzept vor / Mehrgenerationenhäuser im Blick

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    BÜCKEBURG (nh). Am Dienstagabend lud die Wählerinitiative Wir für Schaumburg zu einer Versammlung zum Thema Nachbarschaftshäuser in den Rathaussaal Bückeburg ein. Unter dem Titel "Hier entsteht Nachbarschaft" referierte Quartierplanerin Astrid Engel über ein Wohnkonzept, das viele noch von früher kennen: Mehrere Generationen leben miteinander unter einem Dach. Gemeint sind hiermit Wohnhäuser, die nicht wie normale Mehrfamilienhäuser konzipiert sind. Mehrere Parteien, jede mit eigener Wohnung und Rückzugsraum, aber auch Gemeinschaftsräume und ein genereller Aufbau des Hauses, der dafür sorgen soll, dass ein reges Miteinander der Menschen innerhalb des Hauses stattfinden kann. Nach der Begrüßung durch Stadtrat Andreas Schöniger begann auch gleich die selbstständige Architektin Astrid Engel mit ihrem Vortrag. Hierbei erklärte sie den Zuhörern erstmal grundlegend, worum es sich bei einem Nachbarschaftshaus handelt. Hauptaufgabe sei es, unterschiedliche Menschen und ihre Wohnbedürfnisse miteinander zu vereinbaren. Daher bauen sie in ihrem Konzept auf eine flexible Architektur mit wandelbaren Grundrissen, beispielweise veränderbare Wände, die sich an wechselnde Wohnbedürfnisse anpassen können und somit eine nachhaltigere Quartiernutzung ermöglichen. Die Quartierplaner bestehen aus unterschiedlichen Spezialisten, die potentielle Wohngruppen-Vereine in allen 4 Entwicklungsphasen unterstützen: Gründung, Planung, Realisierung und Nutzung. Um eine wichtige Verbindlchkeit zwischen den zukünftigen Nachbarn und den Personen, die das Projekt ins Leben rufen wollen, herzustellen ist eine Vereinsbildung obligatorisch. Und natürlich muss auch der passende Platz oder das passende Objekt gefunden werden, essentiell hierbei ist eine zentrale Innestadtlage. Aktuelle Projekte sind unter anderem das Mindener Torhaus, zu dem Astrid Engel später noch genauere Planungsideen erläuterte, die ehemalige Jugendherberge Rinteln, das Hohenloher Tor in Detmold und viele mehr. Aber auch die bald leerstehende Jägerkaserne in Bückeburg wäre ein optimales Objekt für ein solches Projekt. In ihrem zweiten Vortag ging Astrid Engel dann genauer darauf ein, was das "Neue Miteinander Wohnen" wirklich ausmache. Wichtig sind heterongene Menschengruppen aus allen Altes und Bevölkerungsschichten. Die Mieter haben hier auch ein Mitspracherecht bezüglich der neu hinzukommenden Mieter, damit ein harmonisches Miteinander stattfinden kann und man sich vorher schon besser kennen lernen kann. Sinn der Sache ist, dass die Menschen wieder mehr aufeinander zugehen und nicht jeder für sich lebt. Die Nachbarn sollen nicht nur unter einem Dach zusammen wohnen, sondern auch miteinander agieren und einen Austausch stattfinden lassen, in dem die eine Hand der anderen hilft. ,,So viel Gemeinschaft, wie man mag. So viel persönlicher Rückzugsraum, wie man braucht", so die Kernidee hinter dem Ganzen. Daher werden diese Wohnhäuser aufgeteilt in private, öffentliche und halb-öffentliche Bereiche, die Verwaltung dieser Häuser findet dann in Eigenregie der Bewohner statt. Die Entstehung eines Nachbarschaftshauses beginnt mit der Gründungsphase, in der sich Mitstreiter finden müssen, die dann einen Verein gründen. Dann braucht man ein passendes Objekt, das man dann der flexiblen Architektur des Projektes anpassen muss, z.B. Durch Schaffen der obligatorischen Barrierefreiheit, des Anlegens von öffentlichen Räumen wie Gemeinschaftsraum und Grillplatz. Bis also die Bewohner wirklich ihr Nachbarschaftshaus beziehen können, kann einige Zeit ins Land ziehen. Dieser Prozess wurde dann nochmal von zwei Bewohnern und Mitbegründern eines Nachbarschaftshauses in Lemgo, dem Pöstenhof, veranschaulicht. Frau Anita Bünte und Herr Jens Konrad leben seit mehreren Jahren in genau so einem Projekt und erzählten ihre Geschichte von der Gründungsphase bis zum harmonischen Miteinander von 22 Parteien unter einem Dach. Das Projekt in Lemgo ist ein Vorzeigeprojekt und dient auch vielen anderen, die vorhaben ein solches Projekt zu realisieren, als Vorbild. Anita Bünte ist sichtlich zufrieden mit ihrem Leben im Nachbarschaftshaus. ,,Man ist nie alleine, wenn man nicht will", so Bünte. Im Anschlus bildete sich eine rege Diskussion mit den Zuhören, die teils interessiert, teils kritisch dieses soziale Wohnprojekt hinterfragen. Stadtrat Schöniger ergriff nochmal das Wort und betonte, dass man ,,Jetzt damit anfangen müsse", gerade da sich mit der Jägerkaserne die passende Gelegenheit bieten würde. Für mehr Informationen bezüglich Nachbarschaftshäuser, deren Realisierung und wo man die richtigen Fachleute findet, die einen unterstützen, sind verfügbar unter www.nachbarschaftshaeuser.de oder unter www.poestenhof.de. Foto: nh

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