BÜCKEBURG (wa). Der Landrat liefert den Gesprächsstoff: Jörg Farr hatte vergangenen Freitag zur mittlerweile 12. Schaumburger Begegnung in die alte Landfrauenschule in Bückeburg geladen. Der Abend stand ganz im Zeichen der aktuellen Fluchtsituation von vielen Menschen, die in Schaumburg Obhut gesucht haben und noch suchen werden. "Unsere Welt ist in Aufruhr", sagte Farr. Spontan hatte der Landrat ehrenamtliche Helfer, einige davon selbst Flüchtende, zur Schaumburger Begegnung geladen.
AWO-Sozialarbeiterin Veronica Matamu war gemeinsam mit Ilyas Sabri Ali, Sarah Brückner, Milana Magamadova sowie Orwa und Abee Faodlon der Einladung gefolgt. Das Ehepaar Faodlon, dessen Baby kurz nach ihrer Flucht in Schaumburg zur Welt gekommen ist und Sabri Ali, der seit November im Landkreis lebt, waren in der Jägerkaserne im Einsatz, um den Flüchtlingen bei der Übersetzung (arabisch) zu helfen. Milana Magamadova aus Tschetschenien beeindruckte mit ihren Deutschkenntnissen, die sie sich in gerade mal einem Jahr angeeignet hat. "Ich habe schon viele Freunde hier gefunden und fühle mich wohl in Schaumburg – die Wehmut wird immer weniger. Ich habe hier zwar noch eine ungewisse Zukunft, aber ich bin hoffnungsvoll", erzählte Magamadova. Lernen sei ihre Stärke, sagt Sarah Brückner, die in Meinsen-Warber aktiv beim Sprachunterricht der Erwachsenen und Kinder geholfen hat. "Ich habe gerade viel Zeit, warte nach dem Abi auf meinen Studienplatz. Ich denke, wir können als junge Menschen viel bewirken", begründet die 20-Jährige ihr Engagement. Landrat Farr hofft auf Hilfe von Maik Beermann (Bundestag), Karsten Becker (Landtag) und Burkhard Balz (Europa-Parlament) als Sprachrohre für die derzeitige Flüchtlingssituation in Schaumburg. "Wir sind froh mit dem DRK, THW, der AWO und den Kirchen verlässliche Partner zu haben. Die Situation haben wir mit den vielen Ehrenamtlichen gut gemeistert", sagte er. Jetzt sei es aber an der Zeit für Lösungen "von oben". Als weitere Schlaglichter und Gesprächsstoff für die geladenen Gäste benannte er das Klinikum Schaumburg. "Wir konnten sechs neue Chefärzte für Schaumburg gewinnen. Gerade auch im Bereich Neurologie sehr wichtig", sagte Jörg Farr. Der Ausbau der Bundesstraße 65 habe begonnen – die Störungen und Umleitungen sollen auf ein Mindestmaß reduziert werden. Der zweite Bauabschnitt sei in Planung. Das Leader-Projekt für Niedersachsen wird auch die kommenden sieben Jahre fortgeführt. Insgesamt stehen dem Landkreis noch einmal 2,4 Millionen Euro zur Verfügung. Zwei Millionen wurden für Renaturierung, Denkmalschutz, Dorfentwicklung und für die Einrichtung einer Klimaschutz-Leitstelle bereits eingesetzt. Er hob außerdem die "aktiv betriebene Wirtschaftsförderung" in Schaumburg hervor: rund 400 Arbeitsplätze wurden neu geschaffen. Foto: wa