1. 242 erschöpfte Flüchtlinge
in Bückeburg untergebracht

    Helfer bereiten Unterkunft und Versorgung in einem Kraftakt über Nacht vor

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    BÜCKEBURG/LANDKREIS (bb). Nach sehr kurzfristiger Ankündigung hat das Land Niedersachsen 242 Flüchtlinge aus verschiedenen Herkunftsstaaten für eine Übergangszeit in Bückeburg untergebracht. In einem logistischen Kraftakt schufen der Landkreis, eine Reihe von Schaumburger Hilfsorganisationen und die Bundeswehr in und um die Jägerkaserne über Nacht die Voraussetzungen für die Aufnahme und Versorgung der tief erschöpften Männer, Frauen und Kinder.

    Zwar ohne schwerwiegende Verletzungen, aber nach mehrtägigen Reisen ohne ausreichende Ernährung in schwierigem Zustand, seien die Flüchtlinge in Bückeburg angekommen, wie die Vertreter von Landkreis, Deutschem Roten Kreuz (DRK), Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW), Arbeiterwohlfahrt (AWO) und Bundeswehr im Pressegespräch am Montagnachmittag festhielten. Gegen 5.30 Uhr am Montagmorgen rollten die aus Bayern kommenden Busse an der Jägerkaserne vor. Erst am Vorabend war der Landkreis vom Land darüber informiert worden, dass hier Flüchtlinge untergebracht werden sollten, so Landrat Jörg Farr. Die genaue Anzahl der Ankommenden war zu diesem Zeitpunkt unklar, auch Zahlen von 300 oder 360 standen im Raum. Um die Unterbringung einer solchen Zahl von Menschen zu ermöglichen, leisteten rund 100 ganz überwiegend ehrenamtliche Helfer der beteiligten Organisationen in den Abend-, Nacht- und Morgenstunden eine logistische Kraftanstrengung, wie Bernd Koller, Vorsitzender des DRK-Schaumburg, der Zugführer des DRK-Einsatzzuges Thomas Wolff, Thomas Sasse, Ortsbeauftragter des THW-Rinteln und Oberstleutnant Martin Kleist, Standortältester der Bundeswehr, schilderten. Das Gros der Flüchtlinge wurde in der Mehrzweckhalle innerhalb der Jägerkaserne aufgenommen. Weitere, vor allem Familien, kamen in von der Bundeswehr angemieteten Häusern in der Königsberger Straße unter. Die Helfer stellten Hunderte von Feldbetten auf, die zu einem Großteil aus einem DRK-Lager in Melle stammen. Aus dem Wochenende zurückkehrende Soldaten wurden zu dieser Arbeit kurzerhand hinzugezogen. Für die erste Duschgelegenheit sorgte der ABC-Zug der Kreisfeuerwehr. Das THW fuhr Toiletten und Duschen an und baute diese auf, Sanitär-Container wurden angemietet. Gleichzeitig galt es, die Verpflegung der Ankommenden sicherzustellen. Bis zur Ankunft des ersten Busses am Montagmorgen sei ein Großteil der Arbeiten erledigt gewesen, betonte Bernd Koller. So seien die Ankommenden gleich mit Frühstück versorgt worden, das Mittagessen habe warm ausgegeben werden können. Gegen 22 Uhr am Sonntagabend habe ein "inhabergeführter Supermarkt" in Obernkirchen noch seine Tore geöffnet, um den Einkauf von Lebensmitteln zu ermöglichen. In einer Erstuntersuchung sei der Gesundheitszustand der Flüchtlinge überprüft worden, Zahnarzt und Allgemeinmediziner seien vor Ort. Die beteiligten Hilfsorganisationen richteten einen Schichtdienst ein, um die Betreuung der Flüchtlinge sicherzustellen. "Alle haben an einem Strang gezogen", hob Heidemarie Hanauske, Geschäftsführerin der AWO, die enge Zusammenarbeit hervor. Die von der AWO im Auftrag des Landkreises für die Flüchtlingsbetreuung eingesetzten Sozialarbeiter würden nun zunächst in Bückeburg zusammengezogen. Diese hätten ehrenamtliche Helfer hinzugeholt, die gerade als Übersetzer etwa bei der medizinischen Versorgung wichtige Dienste geleistet hätten. Die Flüchtlinge stammen aus Syrien, Eritrea, Somalia, dem Irak, Afghanistan und Ghana, wie Jörg Farr festhielt. Weil das Land in der Notsituation die Ankommenden noch nicht registriert habe, sei die Anzahl der jeweiligen Nationalitäten noch nicht festgestellt. Das jüngste Kind sei fünf Tage alt, also auf der Flucht geboren. Formell sei die Aufnahme in Bückeburg eine Unterbringung des Landes. Diese sei nur für wenige Tage geplant, anschließend sollen die Flüchtlinge aus der Residenzstadt in die Erstaufnahme-Einrichtungen Niedersachsens gebracht werden. Nach der Erstversorgung sei es wichtig, "dass die Menschen in den nächsten Tagen zur Ruhe kommen", so der Landrat. Foto: bb

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