1. Den Blick auf weitgehend 
vergessene NS-Opfer richten

    "Förderverein Ehemalige Synagoge" greift bisher kaum beachtete Themen aus

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    LANDKREIS (bb). Der "Förderverein Ehemalige Synagoge Stadthagen" wird in seiner Veranstaltungsreihe "Eugenik und Euthanasie im Nationalsozialismus – Verbrechen, Erinnerung, Gegenwart" ein Thema aufgreifen, das in der öffentlichen Diskussion bisher eine vergleichsweise geringe Beachtung gefunden hat. In einer Ausstellung und mehreren Vorträgen sollen die Leiden der Opfer in Erinnerung gerufen werden und gleichzeitig Fragen nach der Verantwortung der Gesellschaft für ihre beeinträchtigten Mitglieder heute angesprochen werden. "Zu den weitgehend vergessenen Opfern des NS-Regimes gehören die Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen, die psychisch Kranken, die Depressiven und Dementen und diejenigen, die nicht dem "Normalbild" entsprachen", formuliert der "Förderverein Ehemalige Synagoge Stadthagen" in der Programmbroschüre zu der im September stattfindenden Veranstaltungsreihe. Die Arbeitsgruppe "Zwangssterilisation und NS-Eugenik" des "Fördervereins Ehemalige Synagoge" forscht seit einiger Zeit zu dem Thema für den Raum Schaumburg. Sie wird ihre Ergebnisse in Vorträgen der Öffentlichkeit vorstellen. Weitere Referate kommen hinzu, die auch den Bogen zur Gegenwart schlagen, zu aktuellen medizinethischen Debatten und zur Inklusion. Ebenso informiert eine Ausstellung über die NS-Vernichtungspolitik in hessischen Anstalten (Programm nebenstehend).

    Um den eugenischen Wahn eines angeblich gesunden und nützlichen "arischen Volkskörpers" zu erreichen, verfolgte das Deutsche Reich in der NS-Zeit eine Vernichtungspolitik, die Zwangssterilisationen, das Verbot von Eheschließungen, die Ermordung kurz nach der Geburt, die Verschickungen in Kindermordabteilungen der Heil- und Pflegeanstalten und spezialisierten Tötungsanstalten umfasste. Dazu wurde ein flächendeckendes System etabliert, das vor allem Ärzte und Juristen aber auch Krankenschwestern und Pfleger, Gemeindeschwestern und Hebammen in den Dienst dieses Kurses stellte. Während die jüdischen Opfer in Osteuropa ermordet wurden, wurden die Verbrechen der NS-Eugenik weitgehend vor Ort im Reichsgebiet begangen. Die Veranstaltungsreihe organisiert der Förderverein in Zusammenarbeit mit Landeskirche Schaumburg-Lippe, dem Wilhelm-Busch-Gymnasium Stadthagen, dem Ratsgymnasium Stadthagen und dem Ernestinum Rinteln. Schirmherr ist Landesbischof Karl-Hinrich Manzke.

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