Wie bereits in der Mittwochausgabe berichtet, waren zunächst die Feuerwehren von Feggendorf, Lauenau und Pohle und die in Bad Nenndorf stationierte Drehleiter um 1.11 Uhr alarmiert worden. Ein Autofahrer hatte Flammen aus dem Gebäudekomplex schlagen sehen. Doch als die Helfer eintrafen, brannte das aus drei Teilen bestehende Anwesen bereits lichterloh: Die Flammen fanden vor allem in den enormen Strohvorräten der Scheune reichlich Nahrung. Zur Sicherstellung der Wasserversorgung und zum Schutz von Gebäuden im Bereich Wiesenstraße wurden weitere Wehren angefordert, so dass bis gegen 3.30 Uhr 122 Helfer im Einsatz waren. Sie konnten ein Übergreifen der Flammen auf die direkt benachbarte Scheune eines anderen Eigentümers ebenso verhindern wie Schäden, die durch den vom starken Wind angefachten Funkenflug entstanden wären. Am Morgen musste ein Bagger die Strohmengen auseinander reißen, weil immer wieder Flammen loderten. Bis zum frühen Nachmittag lösten sich die Wehren aus Feggendorf und Lauenau mit der Brandwache ab. Sie waren erneut mehrfach gefordert. Begleitet wurde der nächtliche Löscheinsatz von fieberhaften Maßnahmen, im unteren Bereich der Deisterstraße die Stromversorgung wieder herzustellen. Durch Kurzschlüsse in der brennenden Scheune war diese unterbrochen, was besonders die Kühlanlage eines benachbarten Gasthofes bedrohte. Brandermittler der Polizei nahmen noch am Dienstag die Untersuchungen auf. Doch die Sachverständigen wie zusätzlich eingesetztes spezielles Gerät konnten in den Trümmern bislang nichts Verwertbares finden: "Bei diesem Schuttberg ist das nur sehr schwer möglich", räumte Dietmar Scholz von der Nienburger Polizeiinspektion auf Anfrage ein. Allerdings dauern die Ermittlungen noch an, ob es sich um einen technischen Defekt oder aber um vorsätzliche Brandstiftung handelt. Das Anwesen ist seit jetzt 15 Jahren unbewohnt. Der Großbrand in Feggendorf hat der Schaumburger Denkmallandschaft einen enormen Schaden zugefügt. Manfred Röver, Vorsitzender der Schaumburger "Interessengemeinschaft Bauernhaus" (IGB) und ehrenamtlicher Denkmalpfleger, nennt die nächtlichen Ereignisse schlicht "eine Katastrophe". Denn das Hauptgebäude wurde mit im Jahr 1553 geschlagenem Eichenholz errichtet. Damit wäre es nach dem Lauenhäger Bauernhaus (1540) das zweitälteste Gebäude seiner Art im Schaumburger Land. Was für Röver von nicht minder wichtiger Bedeutung war: Es handelte sich um das wahrscheinlich südlichste Zweiständerhaus in der Region. Gebäudekonstruktionen auf nur zwei tragenden Balken sind nur nördlich des Bückebergs und in der Heideregion anzutreffen. Außerdem befand sich in ihm eine so genannte und ebenfalls nur noch selten anzutreffende Rauchküche. Durch die dendrochronologischen Untersuchungen konnten auch die baulichen Veränderungen des Anwesens dokumentiert werden: 1590 eine Lucht auf der nördlichen Gebäudeseite, 1791 ein neuer Giebel vor dem Haupthaus, 1839 die Fachwerkscheune, 1937 die nördlich gelegene neue Scheune. Was Röver besonders ärgert: Vergeblich hatte er sich schon vor zehn Jahren bemüht, die Hofanlage in die Liste der "Sorgenkinder der Denkmalpflege" aufzunehmen, um einen Käufer zu finden. Das hatte der in der Schweiz lebende Eigentümer abgelehnt. Damals hieß es, er wolle selbst Maßnahmen ergreifen, um die Substanz zu erhalten. Foto: al
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Noch kein Hinweis auf Brandursache
Polizei ermittelt weiter / Denkmalexperte reagiert entsetzt / Seltenes Beispiel für ungewöhnliche Baukonstruktion
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