1. Sprachunterricht als Flüchtlings-Hilfe

    "Ehrenamt vor Ort" engagiert sich und sucht Mitstreiter / Bedarf bei Familien ist groß

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    REHBURG-LOCCUM (jan). Eine von vielen Hilfestellungen, die das Netzwerkbüro "Ehrenamt vor Ort" (EvO) Flüchtlingen in Rehburg-Loccum gibt, ist Sprachunterricht. Weitere Unterstützung bei dieser Aufgabe wünschen sich die Ehrenamtlichen.

    Mittwochs, um 17.15 Uhr, wird es eng im kleinen Büro des "Ehrenamt vor Ort" in Rehburgs Mühlentorstraße. Dann kommen dort etliche Flüchtlinge zusammen, um Grundbegriffe der deutschen Sprache zu lernen. Kinder im Kindergartenalter sitzen dann ebenso um den Tisch herum wie auch deren Eltern. Die Sprachen, in denen sie sich untereinander verständigen, wechseln. Derzeit sitzen dort Familien aus Albanien und Serbien, einige Roma-Familien kommen hinzu. Klaus-Dieter Harder spricht nicht eine der Muttersprachen dieser Menschen. Das hält ihn aber nicht davon ab, an jedem Mittwoch am Flip-Chart im EvO zu stehen und denjenigen, die dort sitzen, erste Wörter auf Deutsch beizubringen. Ihren Namen sollen sie aufschreiben – und davor das Wort "Name" setzen. Ebenso verfährt Harder mit dem Vornamen, der Straße, dem Ortsteil, in dem sie hier in Deutschland leben. Welches ist ihr Familienstand? Welchen Beruf haben sie erlernt? Sie stehen doch alle hilflos da, wenn sie nach einfachsten Dingen in einem Land gefragt werden, dessen Sprache sie nicht können. Bei Behörden, in Schulen und Kindergärten, da helfen solche grundlegenden Zusammenhänge schon ein wenig. Alle beugen sich konzentriert über ihr Papier und schreiben auf, um was Harder sie bittet. Wer nicht versteht, was er von ihnen will, wendet sich an seine Nachbarn - manche sind schließlich schon ein wenig länger in Deutschland und können bereits einige Wörter zuordnen. Dann wird eben in der jeweiligen Landessprache Hilfestellung gegeben. Harder ist ebenso wie die anderen Freiwilligen beim EvO nicht ausgebildet für diesen Unterricht. Weil aber kaum eine andere Chance für die 13 Flüchtlings-Familien, die derzeit in Rehburg-Loccum leben, besteht, Sprachunterricht zu bekommen, hat er sich gerne dazu bereit erklärt. Wie notwendig dieses ist, hat eine der Familien erst vor einigen Wochen zu spüren bekommen. Einer der Frauen ging es gesundheitlich nicht gut. Welches die Notrufnummer ist, unter der ein Krankenwagen bestellt werden kann, hatte die Familie bereits gelernt. Dann aber gab es Schwierigkeiten mit der Verständigung, als es um die Adresse ging. In der Von-Münchhausen-Straße lebt die Familie die Leitstelle verstand aber, dass sie nach Münchehagen fahren solle. Wäre kurz darauf nicht Michael Brandt, einer der weiteren Freiwilligen im EvO, zufällig an dem Haus vorbeigekommen und hätte er nicht die aufgeregt wartende Familie vor dem Haus angetroffen, hätte das Missverständnis wohl nicht so schnell geklärt und der Krankenwagen doch noch zur richtigen Straße geleitet werden können. Sprachunterricht wird mittlerweile auch vom Landkreis Nienburg angeboten, erzählt Evelyn Rossa. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende im EvO, sie koordiniert alle Aktivitäten des Netzwerkbüros im Bezug auf die Flüchtlinge und sie ist auch die einzige, die sich mit manchen der Flüchtlinge verständigen kann. Russisch kann sie sprechen und das ist wiederum mit etlichen Sprachen aus den Balkan-Staaten verwandt. Das Angebot vom Landkreis, sagt sie, hilft allerdings den Flüchtlings-Familien recht wenig. Das werde nämlich in Nienburg angeboten - und da der öffentliche Personennahverkehr bekanntermaßen nicht allzu viele Möglichkeiten biete, gebe es für die Familien kaum eine Chance, dorthin und auch wieder zurück zu kommen. So versuche das EvO eben mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen. Was sie sich angesichts dieser Situation wünscht, sind noch mehr Rehburg-Loccumer, die Sprachunterricht gestalten mögen. Insbesondere hofft sie auch darauf, dass eine zweite Gruppe eingerichtet werden kann, die sich in Loccum trifft, denn auch dort sind mittlerweile Flüchtlinge untergebracht worden. Einige dieser Loccumer sitzen zwar regelmäßig in Rehburg in dem Büro. Sie können mit den Fahrrädern, die das EvO ihnen zur Verfügung gestellt hat, dorthin gelangen. Aber besonders dann, wenn Herbst und Winter kommen, meint Rossa, werde es doch schwieriger. Wer sich engagieren mag und den Flüchtlingen in Rehburg-Loccum Sprachunterricht erteilen, kann sich mit ihr unter 0178/40006 73 in Verbindung setzen. Foto: jan

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