1. Tiere als Spiegel des Menschen

    Künstlerin verweist mit minimalen Mitteln auf das Wesentliche

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    Oerlinghausen (kd). Sind es wohl Baumwurzeln? Ein Bündel Äste? Abstrakte Formen? Eine mehrere Meter hohe Skulptur beherrscht die aktuelle Ausstellung "Stand der Dinge" des Kunstvereins Oerlinghausen in der ehemaligen Synagoge. Die Künstlerin Sina Heffner hat organische Formen geschaffen, die weit in die Höhe ausgreifen. Unterhalb einer Platte setzen sich die weißen Gebilde spiegelverkehrt fort. Der Titel verrät, dass hier Gazellen dargestellt sind – verfremdet, zusammengedrängt und überlängt, auf das Wesentliche reduziert. Auch für die "Rehe" kommt die Bildhauerin mit minimal eingesetztem Material aus. Die Tiere scheinen aus abgebrochenen Zweigen geformt zu sein. In Wirklichkeit bestehen die so simpel und fragil wirkenden Konturlinien aus Bronze. Den "Elefanten" gar hat Sina Heffner wie bei einem Steckspiel in nur wenige wenige Segmente zerlegt. Als wateten sie kraftaufwändig in tiefem Wasser, sind die "Giraffen" lediglich durch die Hälse erkennbar. Wie kleine chinesische Schriftzeichen wirken weitere Tierdarstellungen – mit leichter Hand sind mit dem Aquarellpinsel die jeweils charakteristischen Merkmale entstanden. Sina Heffner könne man zu den Signaturkünstlern zählen, meinte der Kunstkritiker Michael Stoeber aus Hannover in seiner Einführung. Beim Anblick íhrer Werke aus Papier, Karton, Draht, Styropor oder Metall werde sofort eine Verbindung zur Urheberin hergestellt. Tiere seien ihr Thema. Bereits in der Höhlenmalerei spielte die Abbildung von Tieren eine große Rolle. "Indem wir auf Tiere blicken, schauen wir auch auf uns selbst", sagte Stoeber. Es sei eine Spiegelung, eine Projektion. Sina Heffner habe nun damit begonnen, ästhetisch zu experimentieren. Es gehe ihr nicht darum, ein einzelnes Tier hervorzuheben. Vielmehr habe sie die gesamte Gattung im Blick, was sich vor allem in einem hohen Abstraktionsgrad ausdrückt. Darin liege auch eine moralische Dimension, meinte Stoeber. Die Werke würden auf die Frage verweisen: "Wie gehen wir mit Tieren um? Etwa wie mit unseresgleichen?" Es sei ja gerade die Aufgabe der Kunst, die Betrachter anzuregen, etwas über sich selbst herauszufinden. Stoeber bescheinigte der Künstlerin, große handwerkliche Kompetenz, Experimentierlust und Entdeckerfreude. Mit ihren Werken konnte sie bereits mehrfach überzeugen, Stipendien und Preise bei Wettbewerben gewinnen. So wurden zwei ihrer Entwürfe für Kunst am Bau mit dem ersten Platz bedacht und realisiert. Sina Heffner, die aus Bielefeld stammt, lebt und arbeitet in Braunschweig. Hier hat sie an der Hochschule für Bildende Künste studiert. Seit 2011 ist sie künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Braunschweig. Die Ausstellung "Stand der Dinge" gibt einen Überblick über die formale Vielfalt, mit der Sina Heffner umzugehen weiß. Die Werke sind noch bis zum 27. September in der ehemaligen Synagoge an der Tönsbergstraße 4 in Oerlinghausen zu sehen (Donnerstag, Samstag und Sonntag von 15 bis 17 Uhr, Sonntag auch von 11 bis 13 Uhr).

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