1. Offen und interdisziplinär

    Hörfest Neue Musik vom 25. bis 27. September

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    Detmold (kh). Da gibt es nichts zu deuteln ... die drei sind Wiederholungstäter. Bereits zum sechsten Mal organisieren Hans Timm, Prof. Martin-Christoph Redel und Prof. Jörg-Peter Mittmann von der Initiative Neue Musik in Ostwestfalen-Lippe ein "Hörfest Neue Musik". Für drei Tage laden sie engagierte Interpreten zeitgenössischer Musik ein, die neuen Klängen den Weg bereiten und Hörerlebnisse jenseits des Gewohnten präsentieren. Mag manches Werk, das dabei über die Bühne geht für einige Ohren merkwürdig "schräg" klingen – die Initiatoren lassen sich ob solchen "Gejammers" nicht beirren und arbeiten enthusiastisch weiter daran, die Unkenrufe über die angeblich so schwierige Vermittelbarkeit von Neuer Musik zu überwinden. Der Erfolg gibt ihnen recht: Viel haben sie in den zurückliegenden Jahren bewirkt und beim Publikum auf nachdrückliche Weise dazu beigetragen, das Verstehen zu fördern und Vorurteile auszuräumen.

    Weil das Festival stets thematische Schwerpunkte setzt und zugleich auf spezifische Raumsituationen eingeht oder in Wechselbeziehung zu anderen Kunstgattungen tritt, stiftet es Kontexte, die auch dem ungeübten Hörer Orientierung bieten. Gleichzeitig lassen die Veranstalter die "Alte Musik" nicht außer Acht. Klassiker der Moderne und solche vergangener Zeiten stehen in einem sich gegenseitig befruchtenden Austausch. "Indem wir ‚Altes’ in einen neuen Wirkungszusammenhang stellen, es in einem gegenwärtigen Spannungsfeld neu beleuchten, klingt es plötzlich unerwartet jung und aufregend frisch", weiß Redel. Hieraus wird deutlich, dass sich auch die jüngste Auflage des Hörfestes nicht als ein Uraufführungsfestival versteht. Dass diese freilich nicht fehlen dürfen, steht außer Frage: Vier nagelneue Werke werden zu hören sein. Insbesondere ist den Veranstaltern in diesem Jahr jedoch daran gelegen, die Grenzen rein musikalischen Agierens zu überschreiten. Unter dem Motto "Szenen und Visionen" sollen Facetten der Wechselbeziehung zwischen Klang und Bild in audiovisuell-szenischen Konzerten aufgezeigt werden. Denn Musik funktioniere nicht nur übers Ohr, sondern werde auch vom Auge in ihrer Wahrnehmung mitgesteuert, erläutert Mittmann. Mittels der Disziplin-Vielfalt visueller und auditiver Wahrnehmung können die Besucher des 6. Hörfestes Neue Musik erleben, dass Musik nicht allein etwas über Musik zu sagen hat. Ihre "Sprache" spricht über die Klanggrenzen hinweg, spricht in Video- und Filmkunst, in Choreographie oder etwa, wenn unterschiedliche musikalische Formen aufeinander treffen. "Szenen und Visionen" beginnt am Freitag, 25. September um 19.30 Uhr im Hangar 21, Detmold. Im Eröffnungskonzert des Festivals warten der Kammerchor der Hochschule für Musik Detmold (Leitung Anne Kohler) und das ArtWork-Ensemble (Hajdi Elzeser und Nenad Lecic, Klavier; Yoana Varbanova und Andrej Doynikov, Schlagzeug) mit Werken von Jana Andreevska, Wolfgang Rihm, Anton Webern, Arvo Pärt, Krzystof Penderecki, Beat Furrer und Max Hundelshausen auf. Dariya Maminova (*1988) und Samuel Walther (*1995) steuern zwei Uraufführungen bei. Tradition und Moderne vereinen sich im Konzert am Samstag, 26. September um 18 Uhr in der Christuskirche (Detmold, Kaiser-Wilhelm-Platz). Knapp 900 Jahre liegen zwischen der Geburt des jungen Komponisten Valentin Ruckebier (*1997), von dem eine Premiere zu hören sein wird, und Hildegard von Bingen (1098–1179). Ihr Gesang "O viridissima virga" wird neben Werken von Jean-Pierre Leguay, Peter Klatzow und Martin Christoph Redel vom Vokalensemble Canta Filia (Leitung Barbara Grohmann-Kraaz), Evelin Genova, Schlagzeug sowie dem Ensemble Horizonte (Leitung Jörg-Peter Mittmann) interpretiert. Das um 20 Uhr folgende Konzert im Hangar 21 ist dem 25-jährigen Bestehen des Ensemble Horizonte gewidmet. "Dieser Abend ist durchgängig inszeniert", erläutert Mittmann. Bewegung in Zeit und Raum sowie das Spiel mit dem Licht – das seien beispielsweise Aspekte die auch zum Musikmachen gehören. Die Instrumentalisten sind dabei nicht nur Erzeuger von Tönen, sondern Akteure. Ihre Mimik und Gestik kann dabei ebenso eine Rolle spielen wie ihre Position im Raum. Sie können umhergehen, die Plätze tauschen oder zu Darstellern einer Geschichte werden, ohne sich direkt dazu zu äußern. Regisseur Christian Grammel koordiniert an diesem Abend mit kreativem Blick fürs Ganze Licht, Szene und Ton. Weiter geht es am Sonntagmorgen: Um 11.30 Uhr laden Musiker des Symphonischen Orchesters des Landestheaters Detmold ins "Kaschlupp" (Detmold, Bahnhofstraße) ein. Mitglieder des Ballettensembles vertanzen Werke von Isang Yun, Philip Glass und Arvo Pärt. Bevor das Hörfest Neue Musik um 19.30 Uhr im Hangar 21 mit dem italienischen Ensemble L’Arsenale (Leitung Filippo Perocco) ausklingen wird, macht es nachmittags in Lemgo Station. Unter der Überschrift "Lichtwege, Licht(-)gestalten" initiieren Sonja Bennefeld (Regie) und Anna Ikramova (Musikalische Leitung) um 16 Uhr in der Kirche Neu Eben-Ezer ein integratives Musiktheaterprojekt für Profis und Laien. Zu Ende ist der Konzertzyklus dann allerdings noch nicht. Alle, die auf den Geschmack gekommen sind, können sich am Freitag, 2. Oktober auf einen "Epilog" freuen. Malika Maminova, Hajnalka Kovacs und Sherry Wie (Perkussion) durchkreuzen an diesem Abend Spielkonventionen und werden unter anderem Werke von Vinko Globokar, Karlheinz Stockhausen, Julian Lembke und Thierry De Mey zum Gegenstand einer kritischen Reflektion machen. Auf das Festival einstimmen kann man sich bereits am Sonntag, 20. September um 19.30 Uhr in der Bielefelder Zionskirche. Das Ensemble Horizonte stellt "Neue Musik auf den Spuren des Gesangs" vor. Flankiert wird das Hörfest von einer Ausstellung im Hangar 21, in der zu sehen sein wird wie Künstlerin Christel Aytekin ihre Eindrücke zum Thema "Szenen und Visionen" bildnerisch umsetzt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Weitere Informationen sind unter der Internetadresse "www.initiative-neue-musik-owl.de" erhältlich.

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