LANDKREIS. Wie jedes Jahr gehört einer meiner Urlaubstage der Tafel, in diesem Jahr ist es gleich der erste, an dem der Wecker um 5.45 klingelt. Ich finde mich wie abgesprochen um 6.30 Uhr an der Tafel in Stadthagen ein, 6.45 Uhr beginnt die Fahrt der Tafelfahrer quer durch den Landkreis. Etliche Märkte und Bäcker werden angefahren, Montag in der Frühschicht geht es für den DRK-Transporter von Lauenau über Haste nach Lindhorst und Stadthagen. Der erste Übergabe-Stopp ist die Tafel in Bad Nenndorf, hier verlässt ein Teil der Ware den Kühlwagen. Heute Morgen ist Leo, 57 Jahre, am Steuer. Der gebürtige Wiener ist Ein-Euro-Jobber und fährt seit einem halben Jahr den VW-Crafter des DRK. Um 10 Uhr muss die Ware in Bad Nenndorf und schon um 10.30 Uhr in Stadthagen sein, ein recht straffes Programm, wie ich finde. In den jeweiligen Tafeln muss die Ware nun sortiert und gesäubert werden, dafür bleibt eine halbe Stunde Zeit, denn um 11 Uhr öffnet die Ausgabe in Stadthagen. Einen Teil an Obst und Gemüse kann auch die Tafel nur noch wegwerfen, aber eine wie ich finde überraschend große Menge ist in einem guten Zustand.
Ich bin beeindruckt, wie reibungslos und schnell die Ware eingeräumt und an den Kunden gebracht wird. Einige Helfer sehe ich hier immer wieder, ob als Ein-Euro-Jobber oder ehrenamtlich. Schon vor 11 Uhr füllt sich der Warteraum mit Kunden, es sind viele und wie ich finde vor allem viele alte Menschen. Ich bin am Gemüse- und Obst-Tresen platziert und gebe je nach Personenangabe die Ware aus, Radieschen, Lauchzwiebeln, Tomaten, Bananen und anderes Obst, jeder Kunde bekommt den gleichen Mix aus Obst, Gemüse, Teigwaren und Kühlware. Nicht jeder nimmt alles mit, manchmal wissen junge Kunden nicht wirklich was mit Bohnen oder Blumenkohl anzufangen. Und immer geht es freundlich und respektvoll zu, ob untereinander oder gegenüber den Kunden, ein Umgang der mir unglaublich gut gefällt, weil man ihn so nicht mehr überall erlebt. Am Ende meiner Schicht bleibt mir ein Gedanke im Kopf: Einen Tag Tafel kann jeder. Nein besser: Sollte jeder. Foto: privat