Detmold (la). Dass man Literatur nicht nur sehen, sondern auch fühlen, bewegen, im Kreis drehen und auf den Kopf stellen kann, zeigt die Ausstellung "Hans Magnus Enzensberger: Wortspielzeug" im Schloss Detmold. Ein Ausstellungsbesuch mit Kindern und Jugendlichen wird zur Entdeckungstour: Zehn Literaturobjekte laden zum Experimentieren ein, sie vermitteln Buchstaben, Worte und Texte auf spielerische Art.
An einem sechseckigen Sonett-Turm etwa können Zeilen verdreht werden, während an einem weiteren Objekt gängige Begriffspaare, die zu festen Redensarten geworden sind, durch Verschiebung neu zusammengesetzt werden können. Da wird aus Schall und Rauch oder Hab und Gut plötzlich Hab und Schall oder Gut und Rauch. Oder da ist die Kiste mit plastischen Buchstaben, die – blind – ertastet im Wortsinne begriffen werden müssen. So ist es für Kinder im Grundschulalter ein lustvolles Ausprobieren, ein Spiel voller sprachlicher und haptischer Überraschungen. Ältere Kinder und Jugendliche können die "Objekte, die im Halbschatten zwischen Kunst und Nonsens angesiedelt sind", nicht nur in die Hand nehmen, sondern auch mit Sinn und Klang der Worte jonglieren, sie drehen und wenden, staunen wie sich das Wort verwandelt und wie vielschichtig und mehrdeutig Sprache ist. Es ist eben ein Wortspielzeug. Das Wortspiel wird Gegenstand und Stück zum Spielen, das Wort wird ein Spielzeug, das Wort ist ein Zeug zum Spielen, das Zeug zum Spielen ist das Wort.