1. Strategien für den Wandel

    Bürgermeisterkandidat Dirk Becker den Dialog

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    Oerlinghausen (kd). Einen Monat vor der Bürgermeisterwahl in Oerlinghausen setzt Dirk Becker zum Endspurt an. In zehn Veranstaltungen werden unterschiedliche Fragen diskutiert. Beim ersten der sogenannten Stadtgespräche – im AWO-Begegnungszentrum zum Thema Bevölkerungsentwicklung standen ihm zwei Experten zur Seite. Am Ende herrschte die übereinstimmende Meinung: Man müsse die Akteure zusammenbringen und gemeinsam eine Strategie entwickeln. "Wir sollten den demografischen Wandel als Motor verstehen und nicht als Bedrohung", erklärte Kerstin Schmidt. Mit ihrem Unternehmen "demographie lokal" berät sie Gemeinden und Landkreise. Denn auch unter den Kommunen entstehe ein Konkurrenzkampf, sagte sie. Während Lippe deutlich an Einwohnern verliere, sei Bielefeld statistisch gesehen eine der jüngsten Städte. Dies liege vor allem am Zuzug der Studenten, sagte Schmidt und regte an: "Warum sollte Oerlinghausen nicht auch davon profitieren und Wohnort für Studierende werden?" Daten über die künftige Bevöklkerungsentwicklung lägen genügend vor, erklärte die Referentin. So sei bekannt, dass Oerlinghausen in den nächsten 15 Jahren nur in der Altersgruppe über 65-Jährigen wachsen werde. Kerstin Schmidt riet dazu, sich über Schwerpunkte zu verständigen, um den starken Strukturwandel zu bewältigen. "Sie sollten die verschiedenen Akteure wie Vereine, Schulen, Politik und Verwaltung zusammenführen", riet sie den Zuhörern. Die Statistik sei nur begrenzt aussagekäftig, "Sie sollten unbedingt auch das Erfahrungswissen nutzen." Der demografische Wandel betreffe alle Bereiche der Gesellschaft, meinte Detlef Stall, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt in Lippe. "Das ist aber nichts Schicksalhaftes. Eine Gemeinde erleidet nur dann einen Bevölkerungsverlust, wenn keine Strategie dagegen entwickelt wird." Oerlinghausen habe eine vergleichsweise gute Ausgangslage, meinte Stall. Die Lage und die Infrastruktur sowie die Nähe zu den wirtschaftlich starken Städten Bielefeld, Paderborn und Herford böten Vorteile. "Was hier fehlt, ist ein eigener strategischer Hintergrund", lautete seine Bilanz. Stall empfahl, eine Strategie für eine unterstützende Familienpolitik zu entwickeln. "Junge Familien müssen überzeugt werden, in Oerlinghausen zu bleiben beziehungsweise hierher zu ziehen." Auch wenn es in der Bergstadt eine gut funktionierende ehrenamtliche Struktur gebe, könne diese Aufgabe nicht allein von ehrenamtlichen Kräften geleistet werden. Nach den Worten von Dirk Becker müsse eine Antwort auf die grundsätzliche Frage gefunden werden "Wollen wir uns in Oerlinghausen gesundschrumpfen, das Niveau halten oder entwickeln wir eine Wachstumsstrategie?" Hier sei in der Vergangenheit viel versäumt worden, profitiert hätten die Nachbarorte. Fertige Rezepte habe er nicht, erklärte Becker. "Mich interessiert die Meinung der Bürger. Ich möchte zuhören und keine fertigen Antworten geben." Auch von großen Zentren in der Region könne keine Hilfe erwartet werden. "Wir müssen eigene Wege gehen. Wir können nicht allein vom Speckgürtel leben, denn ernähren wird er uns nicht", meinte Becker. In der Diskussion betonten mehrere Bürger, dass sie in Oerlinghausen eine Strategie vermissen. "Wir sollten nicht verwalten, sondern gestalten", meinte Peter Synowski. "Es ist nicht notwendig das 45. Gutachten einzuholen, sondern entscheiden." Bärbel Meier sprach sich dafür aus, die zahlreichen Vereine und Initiativen zusammenzuführen. "Wir arbeiten alle nebeneinander her", beklagte sie. Detlef Stall unterstützte den Gedanken, denn auch das Ehrenamt brauche heute eine begleitende Struktur, sagte er und empfahl, ein kommunales Ehrenamtsbüro einzurichten. Zum ersten "Stadtgespräch" hatte Dirk Becker (Mitte) als Experten Detlef Stall von der Arbeiterwohlfahrt und Kerstin Schmidt zu Gast. (Foto: kd)

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