1. Eine gelebte und grenzenlose Freundschaft

    Obernkirchen empfängt Austauschgruppe aus Lübbecke und Ungarn / Seit 30 Jahren allen Widrigkeiten getrotzt

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    OBERNKIRCHEN (jl). Davon dürften Obernkirchener Ratsherren nur träumen: Selten hat sich der Rathaussaal so gut besucht – sowohl von Gästen als auch von der heimischen Presse – und dekorativ eingedeckt präsentiert, wie am vergangenen Donnerstagmorgen.

    Eine 50-köpfige Besuchergruppe aus Lübbecke mit Gästen aus dem 18 Busstunden entfernten Ort Tiszakécske in Ungarn ließ sich geschmierte Brötchen, Kaffee und kühle Getränke schmecken, während der stellvertretende Bürgermeister Horst Sassenberg sie mit geschichtlichen und industriellen Einblicken in "unseren kleinen hübschen Ort" empfing. Auf den Tischen lagen Läufer, an den Wänden hingen Girlanden – alles in rot-weiß-grün, den Farben der ungarischen Flagge. Und dennoch "plagte" den Vizeverwaltungschef eine Sorge: "Ich hoffe, Sie frieren nicht", sagte Sassenberg mit einem Schmunzeln und spielte damit auf die morgendlichen Temperaturunterschiede der beiden Orte von 21 zu 34 Grad an. Basierend auf sportlichen Beziehungen der örtlichen Vereine besteht der Austausch bereits seit 1986 und eine Partnerschaft seit 1989 zwischen der nordrhein-westfälischen und der zungenbrechenden ungarischen Stadt. Er, Sassenberg, habe sich sagen lassen, dass es wohl der erste Amateurverein gewesen sein soll, der aus dem Ostblock einen Austausch in den Westen unternahm – nach umfangreichen Genehmigungsverfahren, da Europa noch geteilt war und die Grenze als Berliner Mauer mitten durch Deutschland lief. Dass dies nun schon seit 30 Jahren mit so vielen Personen funktioniert, sei keine Selbstverständlichkeit, so der stellvertretende Bürgermeister. Bei manchen hat es scheinbar sogar gefunkt, aus Freundschaften sollen Ehen entstanden sein. Sassenberg zeigte sich nach seiner Internetrecherche derart begeistert vom Heimatort der Gäste mit seinem mittelalterlichen Charme, seiner Lage an der "schönsten Schlinge der Theiß", seinen Sonnenblumenfeldern, Angelmöglichkeiten und Thermalbädern. Sogleich stellte er in Aussicht mit seiner Frau im Rahmen eines bevorstehenden Budapest-Aufenthalts in Tiszakécske "auf der Matte zu stehen". Einer, der von Anfang an den Austausch begleitet, ist Ernst "Ernö" Ober-Entgelmeier. Der heute 73-Jährige fungiert seit 1987 als Delegationsleiter auf Lübbecker Seite. Ein langjähriger "Ausstauschler" ist auch Eduard Hunker, heute Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe und Ende der 80er-Jahre auf gleichem Posten bei den Stadtwerken Lübbecke. Über die Kreisgrenzen hinaus pflegt er die Freundschaft mit den Ungarn, die sich in seiner Einladung nach Obernkirchen widerspiegelt. In seinen kurzen Begrüßungsworten hob er die Bedeutung der Patenfamilien für den Austausch hervor. "Ohne die persönliche Betreuung wäre es nicht möglich", so Hunker, der sich freute, viele bekannte Gesichter und Freunde wiederzusehen. Darunter ist mittlerweile sogar die zweite Generation wie Jànos Toth. Als junger Fußballer den ersten Austausch begleitet, trug er sich nun als amtierender Bürgermeister von Tiszakécske ins Goldene Buch der Stadt Obernkirchen ein. Nach Bückeburg und Stadthagen ist Obernkirchen die dritte Stadt, die die Ungarn im Rahmen des Austausches besuchten. Wer weiß, wer in zwei Jahren, wenn sie wiederkommen, von gut besuchten und hübsch dekortieren Rathaussälen träumen darf. Foto: jl

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