1. "Der Neue" von St. Nicolai

    Pfarrer Dr. Ulf Zastrow stellt sich vor

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    Lemgo (ur). Blond, ein verschmitztes Zwinkern in den Augen und ein fröhliches Lachen – so kommt er daher, der neue Pfarrer der Gemeinde von St. Nicolai. Dr. Ulf Zastrow ist der Nachfolger von Rolf-Joachim Krohn-Grimberghe. Seine erste Predigt wird er in St. Nicolai am morgigen Sonntag, 16. August, halten. "Aufgeregt?" Nein, aufgeregt sei er nicht, aber schon ein bisschen nervös, antwortet der 49-Jährige. Ein wenig erschöpft ist er noch von seinem Umzug mit Frau, Kind, Meerschweinchen und Kaninchen von Berlin nach Lemgo.

    Er wurde am 30. Juli 1965 in Fürstenwalde an der Spree geboren. Studiert hat er in Greifswald und nach der Wende in Tübingen. "Das Studium war viel Arbeit", erklärt der neue Lemgoer Pfarrer, "aber Abends haben wir uns auch die Zeit zum Feiern genommen", fügt er augenzwinkernd hinzu. Gründe, von Berlin nach Lemgo zu kommen, gab es einige. Zum einen hatte der 12-jährige Sohn einen einstündigen Schulweg (jetzt sind es bis zum EKG noch fünf Minuten), zum anderen war Ulf Zastrow nach dem Studium erst fünf Jahre in der Diakonie und anschließend mehr als 15 Jahre Pfarrer in Heiligensee. "Ich war mir bewusst, dass jetzt die zweite Hälfte meines Berufslebens beginnt, und da wollte ich unbedingt eine Veränderung", erläutert Zastrow seine Entscheidung. Er schaute im Internet auf die Seite der Evangelischen Kirche Deutschland – und dort fand er die Stellenausschreibung von St. Nicolai vor. Da seine Schwester ihm von der Alten Hansestadt vorgeschwärmt hatte, in der sie bereits den einige Urlaube verbracht hatte, fuhr der 49-Jährige mit seiner Frau nach Lemgo und schaute sich um. Und was sie sahen, gefiel ihnen. Zudem hatte er nach seinen Telefonaten mit Superintendent Andreas Lange das Gefühl, "auf derselben Wellenlänge zu sein". Daher bewarb sich Ulf Zastrow im September vergangenen Jahres nach Lemgo. Die Entscheidung wurde im Januar gefällt. "Das Problem war, dass meine alte Gemeinde in Heiligensee so unglaublich enttäuscht war", erinnert sich der neue Pfarrer. "Bis wir umgezogen sind, gab es nahezu jeden Tag Tränen von Gemeindemitgliedern, das war immer wieder ziemlich hart für mich." Die "kleinen Dinge des Lebens" des Dr. Ulf Zastrow sind schnell beschrieben: Musikalisch ist er ein großer Freund der Klassik mit den Lieblingskomponisten Bach, Händel, Telemann, Brahms, Mendelssohn und manchmal auch Wagner. "Im Auto habe ich mir aber Radio Lippe eingestellt, da höre ich dann immer die aktuellen Sachen", lacht Zastrow. Aktuell liest er zwei Bücher gleichzeitig: zum einen "Goethe" von Rüdiger Safranzki und zum anderen Agatha Christies "Mord in Mesopotamien". Im Fernsehen schaut er gern Krimis und Schnulzen. Wenn er in eine Zeit zurückreisen könnte, dann würde er das beginnende 19. Jahrhundert wählen, ist sich Ulf Zastrow sicher. "Es war eine tolle Zeit wegen des Umbruchs, der dort stattgefunden hat", begeistert sich der Theologe. "Man konnte noch die alte Zeit erleben, aber auch die Veränderungen in die Moderne hinein erkennen." Seine historische Lieblingsfigur ist Martin Luther: "Den hätte ich gern kennengelernt." Mit der Religion ist er "vom ersten Atemzug an selbstverständlich aufgewachsen", was in der ehemaligen DDR nicht ganz so selbstverständlich war. Und da er keine Jugendweihe hatte, durfte er auch kein Abitur machen. So absolvierte Ulf Zastrow nach der Schule zunächst einmal eine Lehre zum Großhandelskaufmann und machte an der Abendschule sein Abitur nach. In der Armee meldete er sich zum waffenlosen Dienst und wurde dort zum so genannten "Spatensoldaten". "Wir hatten auf den Schultern kleine Spaten-Abzeichen, und beliebt waren wir auch nicht", erzählt er, "aber immerhin war es ein Dienst ohne Waffen und ohne einen Eid abzulegen." Getreu seinem Lebensmotto "Fürchte Dich nicht, vertraue auf Gott" begann er 1986 in Greifswald das Studium der Theologie und wechselte 1990 mit einem Stipendium nach Tübingen. Inzwischen haben Ulf Zastrow und seine Familie sich schon größtenteils in dem neuen Zuhause in der Papenstraße eingerichtet. Einige Bilder hängen noch nicht und ein paar Kisten wollen auch noch ausgepackt werden. "Aber was das Schönste ist", erzählt er am Ende des Gesprächs, "als meine Frau und ich hier durch das Haus gegangen sind und es besichtigt haben, da hat sie mich gefragt, was ich für ein Gefühl dabei habe. Ich habe ein bisschen überlegt und dann habe ich ihr gesagt es ist wie nach Hause kommen". Stimmt, hat sie geantwortet, wie nach Hause kommen."

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