Lemgo-Lieme (ag). Zwei Tage lang wich die ruhige, ländliche Industriegebietsidylle im Hengstfeld einer bunten, lauten und gelungenen Großveranstaltung. In Lieme startete am Freitag das Lippe Open Air mit der großen "Mallorca meets Ibiza"-Party und Holi-Edition. Livemusik gab es am darauffolgenden Samstag: Mehr als elf Stunden lang präsentierten die Veranstalter den rund 2.500 Besuchern elf verschiedene Bands auf zwei Bühnen, wobei überwiegend auf Coverbands gesetzt wurde.
Beim Liemer Festival gab es in diesem Jahr eine kleine Neuerung: Rund 50 Meter neben der großen Bühne hatten die Veranstalter eine etwas kleinere Bühne aufgebaut. So gaben sich die Musiker quasi die Klinke in die Hand. Kaum hatte die Band auf Bühne 1 ihren Gig beendet, konnte die Band auf der zweiten Bühne aufdrehen. Musik am laufenden Band, ohne lange Pausen für Umbauten – für die Festivalbesucher eine tolle Sache. Und durch die Nonstop-Musik auf zwei Bühnen konnte die Stimmung dann von Band zu Band weitergegeben werden. Manch einer hatte es dennoch schwer aus den Startlöchern zu kommen, auch "Bosstime" und "Supreme" schienen enttäuscht, dass sie die Lipper nicht von Anfang um den Finger wickeln konnten. Frontmann Thomas Heinen und seine Bruce-Springsteen-Coverband Bosstime kämpften und konnten das Publikum spätestens mit den Springsteen-Hits "Born in the USA" und "Hungry Heart" für sich gewinnen. Wollten die Ostwestfalen erst mal von einem guten Auftritt überzeugt werden, bevor sie so richtig mitgehen? Auch die Headliner, die Robbie-Williams-Tribute-Band Supreme, musste sich etwas durchbeißen. Mit lautem Getöse kündigte sich der Hauptact an. Die Erwartungen waren hoch. Sänger Mario Nowack gab den Megastar – vielleicht war es n Tuckn zu dick aufgetragen. Ein wenig Selbstironie und Charme hätte das Publikum sicher schneller "warm" werden lassen. Doch nach einigen Songs fand die Musik ihren Weg über die Ohren in den Bauch und in die Beine. Die Band überzeugte mit ihrem Können. Bei Songs wie "Rock DJ", "Bodies" und "Let me entertain you" ging noch gegen 23 Uhr die Sonne auf. Supreme war beim Lippe Open Air angekommen. Sie nahmen die Festivalbesucher mit ihrer Show gefangen und nicht nur eng umschlungene Pärchen freuten sich besonders über "Feel" und "Angels". Die drei Cowboys, die schon fast zum Inventar des Festivals zu gehören scheinen, blieben von all dem ungerührt. Wo sie sind ist Stimmung – binnen Sekunden. Auf Bühne 2 fand das Mandowar-Festival statt. Und sie covern nicht. Nein, sie werden gecovert! Schon Alice Cooper und Axl Rose spielten ihre Songs nach – lange bevor es Mandowar überhaupt gab. Gut, vielleicht sagen die Jungs nicht immer die Wahrheit. Zumindest wenn es darum geht, ob es wirklich ihre Songs sind, aber das Publikum ist verrückt nach ihnen.