1. Rechtsextreme mit Konfetti und Trillerpfeifen empfangen

    Zahl der rechten Marschierer sinkt erneut / Rund 1000 Gegendemonstranten

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    BAD NENNDORF/LANDKREIS (bb). Mit rund 180 rechtsextremen Marschierern ist die Zahl der Teilnehmer des sogenannten Gedenkmarsches in Bad Nenndorf gegenüber dem Vorjahr erneut geschrumpft. Wohl rund 1000 Gegendemonstranten aus dem bürgerlichen sowie dem linksautonomen Lager stellten sich dem Aufmarsch entgegen und störten deren Kundgebung lautstark lärmend vor dem Wincklerbad massiv.

    "Haut ab", "Holocaustleugner" und auch mancher derbe Fluch schallte den Rechtsextremen entgegen, als sie sich auf ihrem Marsch durch die Bahnhofstraße dem Wincklerbad näherten. Am Kundgebungsort vor dem Gebäude, das den Briten einst als Internierungslager gedient hatte, nahmen die Marschierer Aufstellung, um der hier festgehaltenen Deutschen zu gedenken, wie sie betonten. Die an den Privatfeiern in unmittelbarer Nähe teilnehmenden Gegendemonstranten erzeugten mit Trillerpfeifen, Tröten, Ratschen, Musik und Rufen jedoch einen so ohrenbetäubenden Lärm, dass die Rechtsextremen deutlich übertönt wurden. Unter Konfetti-Regen und weiter anhaltendem Lärm gingen diese schließlich am späten Nachmittag wieder zurück zum Bahnhof. Viele der Gegendemonstranten, welche den rechten Aufmarsch am Wincklerbad so lautstark störten, hatten sich bereits an der vom Deutschen Gewerkschaftsbund angemeldeten Gegendemonstration beteiligt. Diese startete nach dem Gottesdienst um 10.30 Uhr mit einer Kundgebung vor dem jüdischen Mahnmal in der Kurhausstraße. Eine Reihe von Rednern betonte hier, dass das Folterungen im Internierungslager im Wincklerbad für die Rechtsextremen nur ein Anlass seien, um ihre menschenverachtende Propaganda zu verbreiten. Die Misshandlungen seien damals von der Presse aufgegriffen, die Täter von der britischen Justiz für ihr Vorgehen gegen die Internierten bestraft worden. Jahrzehnte später hätten die Rechtsextremen die Ereignisse wieder aufgegriffen, um sie propagandistisch auszuschlachten. Jürgen Übel, Vorsitzender des Bündnisses Bad Nenndorf ist bunt, hob hervor, dass sich in den vergangenen Jahren ein enges Netzwerk gegen den rechtsextremen Aufmarsch gebildet habe. Dieses werde erhalten bleiben auch wenn die Rechten eines Tages nicht mehr in Bad Nenndorf aufmarschieren sollten und sich gegen Rassismus und Extremismus einsetzen. Die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt stärkte den Gegendemonstranten den Rücken. Zehn Jahre Widerstand gegen rechtsextrem Umtriebe, zehn Jahre langer Atem und phantasievoller Prostest hätten größten Respekt und Anerkennung verdient. Den Rückgang der Teilnehmerzahlen bei den sogenannten Gedenkmärschen sei auf den Protest, die Strategie, die Rechtsextremen lächerlich zu machen, zurückzuführen. "Das ist ihr Erfolg", hielt Rundt fest. Nach den Ansprachen weiterer Redner aus der Lokal-, und Landespolitik brachen die rund 700 Gegendemonstranten zu ihrem kurzen Demonstrationszug auf. Foto: bb

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