Horn-Bad Meinberg (bc). Der Freiheitswille eines unterdrückten Volkes, Sieg der Hebräer – mit göttlicher Hilfe –über falschgläubige Babylonier und nicht zuletzt eine Liebesgeschichte, die gut ausgeht, das ist der Inhalt dieser Oper der großen Gefühle, das ist "Nabucco". Der Kurpark in Bad Meinberg erlebte in der vergangenen Woche vor circa 800 Zuhörern eine Opernaufführung, die sich hören und sehen lassen konnte. Obwohl Verdi zur Entstehungszeit des Werkes (1842) noch nicht einmal dreißig Jahre alt war, enthält die Musik bereits die kraftvoll geführten, klanglichen Linien des reifenden Musikgenies. In "Nabucco" ist natürlich Nabucco die Hauptperson; Nikolaj Nekrasov war der Star des Abends, auch wenn dies bei seinem ersten Erscheinen nicht gleich zu erkennen war. Dann aber klopfte das Schicksal bei ihm mächtig an, und als er schließlich – Opfer des Früchtchens Abigaille, das er großgezogen hat – ganz tief im Elend saß, wuchs diesem Sänger zu seiner stimmlichen Gewalt eine Menschlichkeit zu, die ans Herz rührte. Halt und Stütze der Hebräer ist der Hohepriester Zaccaria, den Jurij Kruglov mit ebenso hoher stimmlicher wie moralischer Autorität gab. Zwischen allen Stühlen, insbesondere zwischen zwei leidenschaftlichen Frauen, steht der vornehme Ismaele, eine Rolle, die Michal Vojta mit Stimme und Leidenschaft verkörperte. Was besagte Frauen angeht, so wird Fenena, die Gute in dem oft verwirrenden Spiel, ständig als Gefangene herumgeschubst; aber Sarka Hrbackova schaffte es trotzdem schön und edel zu bleiben, wie eine Jeanne d‘Arc des hebräisch-assyrischen Durcheinanders. Ihren Widerpart, die niedrig geborene, aber auf den Thron versessene Abigaille, verkörperte Liana Sass mit beklemmender Authentizität an Stimme und Bosheit so gewaltig, dass es einem anders wurde. Und dann endlich: Der Chor "Va, pensiero, sull’ali dorate", der sogenannte "Gefangenenchor", einer der populärsten Musiknummern der Operngeschichte. Er steht für die Befreiung eines unterdrückten Volkes und ist bis heute so etwas wie die zweite Nationalhymne der Italiener. Die Festspieloper Prag unter der Leitung von Martin Doubravsky bestach beim ihrem Gastspiel durch hochkarätige Musiker, hier seien besonders die Bläser genannt. Der Chor war nicht nur gewaltig, er war herausragend. Dazu Kostüme in schillernden Farben und nur ein minimales Bühnenbild, was aber dieser gelungenen Aufführung keinen Abbruch tat. Das Publikum, das duldsame den Wetterkapriolen trotzte, bedankte sich mit großem Applaus.
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"Nabucco" erntet großen Applaus
Erfolgreiche Aufführung der Verdi-Oper im Kurpark
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