1. Bildungsarbeit läuft besser denn je

    Mangelnder Brandschutz und Investitionsstau am Hedwigshaus

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    Oerlinghausen (kd). Vor 60 Jahren hat in Oerlinghausen die Heimvolkshochschule St. Hedwigshaus ihren Betrieb aufgenommen. Inzwischen firmiert sie als Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen. Jetzt ist das Gebäude an der Hermannstraße 86 geschlossen. Die Weiterbildungskurse laufen dennoch weiter – es gibt sogar mehr Seminare als bisher. Als "ausgeräumte Höhle" bezeichnete Verwaltungsleiterin Gabriele Meymann-Christians ihren einstigen Arbeitsplatz. Die Büros sind leer, Strom und Wasser sind abgeschaltet. "Kaffee können wir leider nicht bieten", meinte der Direktor der Einrichtung, Dr. Johannes Stefan Müller, mit Bedauern. Der Grund: In dem betagten Gebäude wird der Brandschutz, den der Kreis Lippe vorgibt, nicht mehr erfüllt. "Es hätte viel Geld gekostet, um die Auflagen einzuhalten", erläuterten Dr. Müller und Meymann-Christians. Unter anderem wäre der Einbau einer Außentreppe notwendig geworden. Das Gebäude ist rund 150 Jahre alt und wurde zuletzt in den 1960er Jahren umgebaut. Der Vorstand hat daher beschlossen, das Haus komplett stillzulegen. "Was nützt es, einen neuen Porsche-Motor in einen alten Käfer einzubauen?", sagte Dr. Müller. Denn das Gebäude hat noch weitere Nachteile: die Zimmer für die Kursteilnehmer besitzen keine Nasszellen, sämtliche Leitungen sind marode. Daher wird derzeit nach einer umfassenden Lösung gesucht. Auf die inhaltliche Arbeit hat die Schließung keinerlei Auswirkungen. "Im Gegenteil, wir machen derzeit mehr Kurse und wir haben mehr Teilnehmertage als zuvor", sagte Verwaltungsleiterin Gabriele Meymann-Christians. "Unsere Bildungsarbeit läuft besser denn je", bestätigte auch Direktor Dr. Müller. Für die Seminare mit Familien und Jugendlichen konnten Räume in mehreren anderen Einrichtungen angemietet werden. So finden die Kurse im Naturfreundehaus Ubbedissen, im Haus Neuland und im Bunten Haus in Sennestadt sowie in der Villa Welschen statt. In der Villa ist auch die Verwaltung untergekommen. Wie es mit dem eigenen Gebäude weitergehen kann, steht noch nicht fest. "Wir haben ohnehin einen Investitionsstau", meinte Dr. Müller. "Aber wenn man irgendwo anfängt, schlägt das auch auf andere Bereiche durch." Als Beispiel nannte er eine energetische Sanierung, um die hohen Heizkosten senken zu können. Hier half ein Tipp des bundestagsabgeordneten Dirk Becker: Das Hedwigshaus bewarb sich daraufhin bei einem Projekt der Deutschen Energie-Agentur (dena) und wurde tatsächlich für ein Modellvorhaben ausgewählt. Nach eingehender Beratung soll ein Sanierungskonzept erstellt werden, die wirtschaftlich, ökologisch und sozial tragbar ist. "Voraussetzung ist aber, das man Eigenkapital mitbringt", betonte Dr. Müller. Wie diese Mittel aufgebracht werden können, ist noch offen. Die Vision sieht so aus: Die Zahl von bislang 50 Betten bleibt bestehen, allerdings wird durch den Einbau von Nasszellen ein höherer Standard angestrebt. Ferner soll das Gebäude um eine Etage aufgestockt werden. Anstelle der engen Treppen werden zwei Aufzüge eingebaut. Um all dies zu realisieren, ist eine Entkernung erforderlich. Eine entsprechende Bauvoranfrage wurde bereits gestellt. Das St. Hedwigshaus richtet jährlich bis zu 140 Seminare mit rund 3.000 Teilnehmern aus. Seit 25 Jahren konzentriert sich die Bildungsarbeit auf Angebote für Russlanddeutsche, der größten Migrantengruppe in Deutschland. Bislang ist es gelungen, jedes Jahr mit einer "schwarzen Null" abzuschließen, erklärte die Verwaltungsleiterin. Aber große Rücklagen können nach den Worten von Dr. Müller und Meymann-Christians nicht gebildet werden. Jetzt ist der Vorstand der Einrichtung gefragt, kreative Ideen für die Finanzierung zu entwickeln.

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