Elbrinxen (afk). Am Sonntag, 26. Juli feiert die Storchenstation Elbrinxen ihr 30-jähriges Bestehen. Ab 11 Uhr werden die Besucher erwartet und mit Informationen, aber auch mit Herzhaftem und Süßem versorgt. Zudem sorgen Musikgruppen für musikalische Unterhaltung. Dieser runde Geburtstag jetzt war Anlass für ein Gespräch, das Achim Krause mit dem Vorsitzenden Günter Kopei geführt hat. ? Wer hatte eigentlich die Idee, in Elbrinxen eine Storchenstation einzurichten? Kopei: Das waren im Grunde genommen schon unsere Väter. Von den zwölf Gründungsmitgliedern leben jetzt noch drei. Der verstorbene Wilhelm Lutter war einer der Gründer und lange Vereinsvorsitzender. Ihm folgte August Stolte aus Bad Pyrmont. Ich habe vor zehn Jahren übernommen. Wir haben uns die Weißstörche ausgesucht, weil deren Population damals erheblich zurückgegangen war. Zudem ist mir gesagt worden, dass in Elbrinxen vor dem Ersten Weltkrieg Weißstörche angesiedelt waren. So ist die Idee aufgekommen, zu versuchen, sie wieder hier anzusiedeln. Die Idee wurde zum Plan und letztlich Realität. Mit viel Eigenleistung und Spenden wurden das Storchenhaus, das Gehege und die Voliere gebaut. Dann hat man sich zwei Storchenpaare besorgt. Das war der Start. Es hat sich dann so gut weiterentwickelt, dass wir heute zwischen sieben und neun Brutpaare haben und jedes Jahr weit über 20 Jungstörche in die Welt schicken können. Insgesamt waren das bisher fast 300 Tiere. ? Was prädestinierte denn Elbrinxen als Weißstorchen-Station? Kopei: Wir haben hier eine ziemlich intakte Natur und Umwelt. Hinzu kam erhebliche Unterstützung, unter anderem von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung. Wir haben 11 Hektar Land als Feuchtraumbiotope im Wörmketal mit der Auflage geschenkt bekommen, sie im Sinne des Naturschutzes und als Grundnahrungsflächen für Störche zu bewirtschaften. Das machen wir heute noch in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Schieder und mit einigen örtlichen Landwirten, die diese Fläche unter diesen Voraussetzungen auch bewirtschaften können. Inzwischen kommen zu uns aber auch Schwarzstörche und die seltenen Rot- und Schwarzmilane, die sich bei uns bedienen. ? Es gab ja durchaus anfangs auch Kritik an dieser Weißstorchen-Station. Kopei: Ja, das war damals auch ein Politikum. Es wurde behauptet, wenn ein Jungstorch einmal ein Eintagsküken frisst, dann sei er genetisch versaut. Aber das konnten wir widerlegen, indem wir jahrelang unsere Störche beringt haben und Rückmeldungen aus vielen afrikanischen Staaten bis aus Südafrika bekamen. Das war die Bestätigung, dass wir auf der richtigen Schiene waren und sind. Unsere Störche entwickeln sich nicht anders als ihre Artgenossen, die woanders aufgewachsen sind. ? Es liegt ja in der Natur, dass es nicht immer nur positiv verlaufen ist. Es gab doch wohl auch Rückschläge. Kopei: Ja. Vor zwei Jahren zum Beispiel, als es im Frühjahr tagelang geregnet hatte und ziemlich kalt war. Damals waren die Jungstörche einerseits noch nicht so im Gefieder, dass sie sich selbst wärmen konnten, andererseits waren sie aber schon zu groß, um von den Alten gewärmt zu werden. Da hat es auch bei uns einige Ausfälle gegeben. Wir haben Jungtiere aus den Nestern geholt, unter Rotlichtlampen gesetzt und so manchem Storch das Leben gerettet. ? Störche kommen ja immer wieder an ihren Stammplatz zurück. Kopei: Die Altstörche machen das in der Regel. Die Jungstörche nicht. Sie leben bis zur Geschlechtsreife drei, vier Jahre in Junggesellentrupps zusammen. Wenn sie geschlechtsreif sind und sich verpaaren, dann suchen sie sich ihr eigenes nächstbestes Haus, in das sie dann einziehen. Das kann in Ungarn, in Tschechien, in Polen, in den Masuren, in den Elbniederungen sein – von dort überall haben wir Rückmeldungen bekommen, wo sich unsere Störche verpaart haben. ? Ihr Verein zählt zurzeit 60 Mitglieder. Kopei: Die gesamte Arbeit mit den Tieren lastet allerdings auf sechs Schultern von uns Älteren, die auch kurzfristig an jedem Tag des Jahres bereit stehen müssen. Unser Verein kann ja nicht einfach den Schlüssel umdrehen und 14 Tage in Urlaub fahren. Wir haben es mit lebenden Tieren zu tun. Da kann täglich was passieren, wo wir eingreifen müssen. So haben wir derzeit einen Storch in Pflege, der bei seinem Jungfernflug irgendwo gegen eine Hauswand geflogen ist. Er hat sich dabei am Bein und am Flügel verletzt. Der ist jetzt in der Voliere und wird so lange aufgepäppelt, bis er wieder flugfähig ist. Wenn er zur Abreisezeit Ende August nicht soweit ist, dann haben wir ihn über Winter hier. Die Störche verlassen ja nicht wegen der Kälte unsere Breiten, sondern weil das Nahrungsangebot abreißt. Wenn er ein Jahr bei uns überwintert hat und nicht verhungert ist, fliegt er im nächsten Jahr auch nicht davon. Dann bleibt er hier. Im Laufe der Jahre haben wir so schon fünf Weißstörche angesammelt. Ich denke aber auch an einen Storch, der erst vor wenigen Tagen von morgendlichen Spaziergängern in einem Rapsfeld gefunden wurde. Seine Beine reichten wegen des hohen Wuchses der Rapspflanzen nicht bis zum Boden. Anderseits konnte er sich aus eigener Kraft nicht mehr in die Luft erheben. Bevor der Fuchs kommen konnte, waren wir da und haben ihn aus seiner misslichen Lage befreit. ? Die Storchenstation ist mittlerweile ziemlich bekannt. Kopei: Das ist so. Elbrinxen hat in vielen Dorfwettbewerben schon einige Auszeichnungen bekommen. Zu den guten Bewertungen hat auch die Storchenstation beigetragen. Unlängst haben wir vom Lippischen Heimatbund einen Tierschutzpreis zugesprochen bekommen; vom Jagdschutz in Nordrhein-Westfalen sind wir für besondere Leistungen ausgezeichnet worden – das Interesse an unserer Arbeit ist also vorhanden. Wir haben es auch gemerkt: Dank der Medienberichterstattung ist der Publikumsandrang gewaltig gestiegen. Das freut uns. Deshalb führen wir gern Gruppen aus Kindergärten oder Schulklassen, Wandergruppen und Vereine über die Anlage. Wir stehen dabei Rede und Antwort. Das macht unsere Störche publik und hilft ab und zu auch unserer Kasse.
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30 Jahre Heimat für Weißstörche
Storchenstation Elbrinxen feiert Geburtstag
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