WUNSTORF (tau). Nach 111 Jahren ist Schluss für die traditionsreiche Scharnhorstschule. Der letzte Jahrgang mit 53 Schülerinnen und Schülern ist vergangene Woche verabschiedet worden. Es gab noch einmal hervorragende Abgangszeugnisse, sagte Schulleiterin Regina Lies. 21 Schülerinnen und Schüler erreichten den Sek I Abschluss, 30 den erweiterten Sek I Abschluss und zwei Schüler den Hauptschulabschluss.
Unter die Freude über das Erreichen des Klassenziels mischte sich natürlich auch Wehmut. Für die Schüler bedeutet das Ende ein Anfang, dem auch etwas Befreiendes innewohnt. Das Leben hält jetzt ein neues Kapitel bereit, in dem sie selbstbestimmt weitergehen ohne das beklemmende Gefühl, Teil einer sich in Auflösung befindlichen Schule zu sein. Vom Chaos-Jahrgang, der laut und dickköpfig an der Scharnhorstschule gestartet war, in dem die Pubertät die Vernunft das ein oder andere Mal schlug, bis hin zur inneren Ruhe und dem Gespür für Verantwortung reichen nunmehr die Erfahrungen. Sie, die Schüler und Lehrer, sind mehr und mehr zusammengerückt je kleiner und kleiner die Schule wurde. Die Gemeinschaft werde fehlen, sagen die jungen Absolventen. Doch den Kopf in den Sand zu stecken, das bringe nichts, sagen die älteren, für die die Schule ein beständiger Teil ihres Lebens war. Sie haben ihre Kinder dort auf eine Reise geschickt, sie aufwachsen und ihren Abschluss machen sehen. Und sie saßen vielleicht selbst als Elternvertreter in den Gremien, haben mitgestaltet und fröhliche wie auch traurige Zeiten durchlebt. Gerade für sie ist es ein besonders emotionaler Abschied, wenn eine Schule einfach so begraben wird, in der zwar nie wirklich Platz für Stühle und Tische vorhanden war, aber doch genug Raum für einen besonderen, kreativen Geist, der Schüler zu außergewöhnlichen Leistungen beflügelte und eine fortwährende Schulgemeinschaft schuf, die jedes Jahr wiederkehrt, wenn sich beim Scharnhorsttreffen Jahrgänge und Generationen begegnen. Es soll bestehen bleiben, das berühmte Treffen, doch fortan ohne ein Schulgebäude, an dessen Eingang der markante Schriftzug prangt. Foto: tau