TODENMANN (ste). Autos stehen in langen Schlangen entlang der Hauptstraße in Todenmann, Feuerwehrleute regeln die Parksituation so gut es geht, Menschenmassen strömen in Richtung der Mehrzweckhalle der ehemaligen Todenmanner Grundschule. Was im ersten Moment aussieht wie ein Schützen- oder Feuerwehrfest, ist die Typisierungsaktion für "Paul", den kleinen Rintelner Jungen mit Blutkrebs, der auf einen Knochenmarkspender hofft. Initiatorin dieser Aktion ist Catrin Witt vom Kindergarten am Krankenhaus. Dem Kindergarten, in den Paul geht, wenn er nicht im Klinikum in Minden behandelt werden muss. Witt ist überwältigt von der Resonanz, die der vielfach publizierte Aufruf zur Typisierung bei den Menschen hervorrief: "Ich bin total gerührt über so viel Hilfsbereitschaft", sagt die Kindergartenleiterin, die mit 2.000 Spendern rechnete: "Doch ich dachte nicht im Traum daran, dass die alle gleich kurz nach Öffnung hier auf der Matte stehen!" Doch nicht nur die Bereitschaft zum Typisieren war groß, auch die ehrenamtliche Hilfe vieler Freiwilliger muss erwähnt werden. Allein 40 Datenerfasser rekrutierte Cathrin Witt aus dem Kollegenkreis, von Familienangehörigen der Kindergartenkinder und von Freunden. Die Feuerwehr Rinteln unterstützte und die aus Todenmann mit Ortsbrandmeister Rolf Marchlewski hatte sich bereits früh am Morgen mit dem Aufbau der Zelte und der Bestuhlung innerhalb der Turnhalle befasst: "In der Kirche konnte heute kein Gottesdienst stattfinden; wir haben alle Stühle in die Halle geholt", so Marchlewski, der mit einer stattlichen Zahl seiner Kameradinnen und Kameraden für die Verkehrssicherung rund um die Halle sorgte. 20 Blutabnehmer hatte der Leiter der Rettungswache Rinteln, Stefan Schröder, zur ehrenamtlichen Arbeit überzeugt. Einige der Sanitäter und Ärzte kamen direkt nach der Nachtschicht, um für "Paul" zu helfen. Die Versorgung der Helfer wurde vom Gasthaus "Homberg" kostenfrei zur Verfügung gestellt, WeserGold spendete die Getränke, Kadir Boga vom "Mosquito" und Veit Rauch von der "Fleischerei Rauch" hatten Getränke und Würstchenstand aufgebaut und alle Einnahmen wurden für "Paul" gespendet, ein T-Shirt Stand mit Solidaritäts-Shirts für "Paul" verkaufte wie verrückt. "So viel Solidarität macht mich ergriffen", gesteht Catrin Witt, während sie gemeinsam mit Simon Stifter als Vorsitzenden der "DKMS" einen der vielen Spendenschecks übernimmt, diesmal von den "Wasserbüffeln". Die hatten 1.410 Euro für die Aktion gesammelt. Insgesamt, so Witt, gibt es auf dem Spendenkonto für "Paul" bereits weit mehr als 50.000 Euro: "Und es kommt immer mehr Geld hinzu", freut sie sich. Beim Richtfest zum Schaumburger Klinikum sammelte Cathrin Witt 1.600 Euro, ein namhafter Betrag kam von der "Initiative Eltern krebskranker Kinder e.V." und weitere Spenden wurden in vielen Spendenboxen in der Stadt gesammelt. Parallel zur Todenmanner Typisierungsaktion veranstaltete auch die Mannschaft von "Hannover 96" eine Typisierung für Paul, der erklärter Fan der Mannschaft ist. Am Ende freute sich Cathrin Witt über 2204 Menschen, die sich typisieren ließen, dafür eine kleine Menge Blut abgaben, um sich dann als potentielle Knochenmarkspender in der Datei registrieren zu lassen. Erfreulich dabei: "Auch viele junge Menschen der Generation Facebook sind heute dabei!" Und die dürfen bis zum 60. Lebensjahr Knochenmark spenden.
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