1. Eine Straße im Aufwind?

    Befürworter gründen die Initiative "pro Nordumgehung"

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    Lemgo (ur). Ein kleines Teilstück der B238, die "B238n", in Lemgo auch als "Nordumgehung" bekannt, wartet seit Jahren auf seine Fertigstellung. Da der Bund aktuell den neuen Bundesverkehrswegeplan aufstellt, kommt wieder Bewegung in das umstrittene Thema. Lemgos Bürgermeister Dr. Reiner Austermann (CDU) und Jürgen Berghahn (SPD), Mitglied des Landtages, haben nun ein Bündnis gegründet, dessen Ziel es ist, den Bau der Lemgoer Nordumgehung zu forcieren. In einem Schreiben an Bund und Land fordern sie den Bau der Umgehungsstraße.

    Die vorgeschlagene Trasse der Nordumgehung schließt an den fertiggestellten Südabschnitt der B238 Westumgehung im Bereich des Sportplatzes Westalm an, schwenkt in östliche Richtung parallel zur Ilse, quert die L958, Entruper Weg, im Bereich der Steinmühle und erreicht die vorhandene B238 nahe der Reithalle und damit südlich der Stiftung Neu-Eben Ezer. Im Bundesverkehrswegeplan bereits enthalten, ist sie dort mit der Einstufung "VB" (vordringlicher Bedarf) versehen und lässt dennoch auf sich warten. Seit Neuestem gibt es die Einstufung "VB (+)", also vordringlicher Bedarf, für den auch eine Finanzierungszusage gegeben ist. Der neue Bundesverkehrswegeplan, der derzeit erarbeitet wird, soll Ende August fertiggestellt sein. Hierbei handelt es sich um die Planungen für die nächsten 10 bis 15 Jahre. Darum haben Bürgermeister Dr. Reiner Austermann und das Mitglied des Landtages Jürgen Berghahn sich an Ansprechpartner aus Wirtschaft, Hochschule, Politik und öffentlicher Sicherheit gewandt und um deren Unterstützung für die Fertigstellung der Umgehungsstraße geworben. Herausgekommen ist ein Anschreiben an die Verkehrsminister des Bundes, Dobrindt, und des Landes NRW, Groschek, mit der Absicht, den Bau der Nordumgehung als besonders unterstützungswürdig mit einem "VB (+) einzustufen. "Es ist zwar unklar, wann es weiter geht, aber wichtig ist, dass es weitergeht", erklärte Jürgen Berghahn bei der Vorstellung der Unterstützungsaktion der 28 Befürworter unterschiedlicher Parteien, Wirtschaft, öffentlicher Sicherheit, Hochschule OWL und Eben-Ezer. Die Gegner der Umgehungsstraße, Bündnis 90/Die Grünen, hingegen weisen erneut eindringlich auf die Zerstörung des Erholungsgebietes Ilsetal hin. Fraktionsvorsitzender Dr. Burkhard Pohl erklärte zu der Initiative "pro Nordumgehung" in einer Presseerklärung: "Kein Gutachten belegt, dass die Anwohner der Innenstadtstraßen deutlich entlastet würden. Im Gegenteil – der Bürgermeister weiß selbst, dass die Entlastung zu gering ausfallen würde. Deshalb ist jetzt plötzlich von Wirtschaft und Forschung die Rede, die angeblich geschädigt würden. Eine absurde Vorstellung in Anbetracht der rasanten Entwicklung der Forschungscluster an der Hochschule OWL – ganz ohne Nordumgehung." Die Grünen fordern weiterhin die Instandhaltung und die Verbesserung des Lärmschutzes an bestehenden Straßen, zum Beispiel Tempo 30 an Richard-Wagner-Straße und Gosebrede. Wie realistisch ist die Nordumgehung? 80 Prozent der öffentlichen Gelder werden aktuell für Instandsetzungen von Straßen aufgewendet und nur 20 Prozent für den Neubau. Im vergangenen Jahr wurde in NRW eine Milliarde Euro für den Straßenbau in die Hand genommen. Die Gesamtmittel steigen, doch in NRW wurden Straßenprojekte für fast 22 Milliarden Euro an den Bund zur Bewertung weitergegeben. Wenn die B238n die Einstufung "VB (+)" des Bundesverkehrsministeriums tatsächlich bekommt, muss der Bau der etwa 3,2 Kilometer langen Nordumgehung, vom Land NRW durchgewunken werden, bevor ein Planfeststellungsverfahren folgen kann. Dann vergehen in der Regel Jahre bis zu einem Beschluss, wie Sven Johanning von Straßen.NRW auf Anfrage mitteilte, und den Gegnern steht der Klageweg offen.

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