Oerlinghausen (kd). Anschaulicher geht es nicht: Im Laufe dieses Jahres sind zahlreiche Darstellergruppen im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen zu Gast; sie bieten einen lebendigen Eindruck von Geschichte. Kürzlich ging es 2000 Jahre zurück in die Zeit der römischen Gladiatoren. Am Barkhauser Berg führte die Gruppe "Ludus Nemesis" aus Hamburg antike Schwertkämpfe vor. Beim Auftritt in Oerlinghausen verwandelte sich André Tippner in Taurus Antonius Maximus. In eine einfache Tunika gekleidet, schlüpfte er in die Rolle des Besitzers einer Gladiatorenschule. "Die meisten Gladiatoren haben überlebt", sagte er, um das Publikum zu beruhigen. Denn die Kämpfer seien zumeist Sklaven gewesen. "Das heißt, sie waren eine Ware. Und wer unbeschädigt blieb, hatte einen höheren Verkaufswert." Die Museumsbesucher erfuhren, dass die Gladiatorenkämpfe kein sinnloses Gemetzel waren, sondern ein beliebter Sport, für den es klare Regeln gab. Die Gladiatoren waren gut ausgebildete Profis. Die Kämpfe fanden auch nur zu besonderen Anlässen statt. Dafür wurde intensiv trainiert, wie die Gruppe "Ludus Nemesis" ermittelt hat. "Sieben Tage pro Woche, zehn bis zwölf Stunden pro Tag", erläuterte Tippner den Zuschauern. "Das waren richtige Spitzensportler." Fünf Darsteller präsentierten dann die verschiedenen Gattungen der Kämpfer. So war der Retiarius mit einem Schulterschutz, Netz und Dreizack ausgestattet. Als sein Gegner trat der Secutor auf. Er war mit Großschild und Schwert allerdings weitaus schwerer gerüstet. Selbst Frauen haben als Gladiatoren in der Arena gekämpft. Dies ist in der Literatur mehrfach belegt. Bei "Ludus Nemesis"übernehmen "Medusa" und "Epona" diesen Part. In der Rolle eines Provocators gingen sie aufeinander los, sobald der Schiedsrichter dazu das Zeichen gab. Wie ihre historischen Vorbilder trugen sie Schienbeinschutz, Schild und Helm. Um den antiken Schwertkampf so authentisch wie möglich darzustellen, gab es keine Choreografie. Die Kämpferinnen mussten sich jeweils individuell bewähren. "Und wer von beiden hat nun gewonnen?", fragte Tippner beziehungsweise Taurus Antonius Maximus in Richtung Publikum. Die meisten Zuschauer wollten ihre Meinung durch Heben oder Senken des Daumens kundtun. Doch Tippner erklärte ihnen, dass in einem Stadion mit mehreren Tausend Menschen ein kleiner Daumen kaum zu sehen gewesen wäre. "Das gibt es nur in Hollywood-Filmen", meinte er. "Die Entscheidung fiel durch Zuruf. Vitam oder mortem, lautete hier die Frage."
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Antike Profisportler in Aktion
"Ludus Nemesis" rückte in Oerlinghausen das Bild der Gladiatoren zurecht
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