Lügde (afk). Wenn ein (beruflich) Weltreisender sich immer wieder gern an seine Heimatstadt erinnert und ihm kein Weg zu weit ist, um zum ihrem größten Volksfest aus welchem Erdteil auch immer anzureisen, dann darf man nicht nur von einem echten Fan sprechen. Aber nicht nur das: Rafael Jaron, zur Zeit in Brüssel tätig, hatte sich im letzten Jahr entschlossen, Schützenkönig seiner Heimatstadt Lügde zu werden und dies auch geschafft. Wie eng diese Beziehung zu seiner Stadt und der Schützenbruderschaft St. Kilian geblieben ist, das wurde bei seiner Proklamation gleich zu Beginn des Schützenfestes auf den Treppen des Rathauses deutlich: Sichtlich bewegt nahm er die Ernennung entgegen. Ebenso gerührt war sein Vorgänger Dieter Behring, der zusammen mit seiner Königin und Ehefrau Petra Abschied nehmen musste. Immer wieder sollte in den Schützenfesttagen der Begriff "Heimat" eine zentrale Rolle spielen.
Feierlich hatte das Schützenfest mit der traditionellen Messe in der St. Kilianskirche und der Kranzniederlegung am Ehrenmal begonnen. Auf dem Marktplatz hatten sich derweil schon zahlreiche Zuschauer aus Lügde und der Umgebung eingefunden, um der Proklamation beizuwohnen. Das Blasorchester Lügde und der Spielmannszug Rot-Weiß Elbrinxen sorgten wieder in bewährter Weise für den musikalischen Rahmen dieser Auftaktzeremonie, die mit dem "Großer Zapfenstreich" ihren Höhepunkt und Abschluss finden sollte. Brudermeister Dietrich Günnewich hob in seiner Ansprache hervor, dass die Schützenbruderschaft mit ihrer 283jährigen Geschichte durchaus nicht an der Vergangenheit klebe, auch wenn die Werte "Glaube, Sitte, Heimat", denen man sich verpflichtet fühlt, nach wie vor große Bedeutung besitzen. Aber es gelte den Blick nach vorn zu richten und den Verein und die Stadt Lügde zukunftsfähig zu machen. Deshalb engagierte sich die Schützenbruderschaft auch aktiv am Projekt "Lügde 2015", das nun abgeschlossen ist. Man werde sich weiterhin aktiv beteiligen, um die Stadt voranzubringen, versicherte er. Günnewichs Dank im Namen des Schützenvereins ging dann an das scheidende Königspar Dieter und Petra Behring mit ihrem Hofstaat, die die Bruderschaft in ihrem Jahr der Regentschaft nach außen und innen hervorragend vertreten hätten. Hauptmann Werner Oelmann gab dann das Kommando und bei seinem inzwischen legendären Beinschwung senkte er den Degen, und es erklang der Präsentiermarsch zu Ehren der Majestäten, die offensichtlich schweren Herzens Abschied nahmen. Der Präsentiermarsch war dann noch mehrfach an diesem wunderbaren Sommerabend auf dem Marktplatz zu hören, der erstmals nach seiner Fertigstellung die Kulisse für dieses Zeremoniell bildete. Selbst der Ziegenhirte hatte das typische Lügder Schützengewand mit Zylinder und blau-roter Weste angelegt (bekommen). Strahlend legte Rafael Jaron ("Ich habe viel vom Schützenverein bekommen und will ihm ein bisschen zurückgeben")die letzten Meter über den Marktplatz auf die Treppenempore vor dem Rathaus zurück und empfing hier seine Königsinsignien. Gleiches erlebte wenig später Felix Wessel, der als 51. Jungschützenkönig ausgerufen wurde und Kevin Schlupp ablöste.