1. Begeisternder Lobgesang als Dank zum Abschied

    Nach 25 Jahren: Verabschiedung von Professor Joachim Harder im Werkstattkonzert der Hochschule für Musik

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    Detmold (pgk). Wie soll ein Rezensent beginnen, wenn er von einer Aufführung in Inhalt, Form und Interpretation in erhebliche Resonanz versetzt wurde? Welche Details sollen hier beschrieben werden? In welcher Weise und mit welchen Adjektiva kann man halbwegs präzise die Empfindungslage in Worte fassen? Alles in allem jedenfalls konnte der Zuhörer dieses "Werkstattkonzert" in der voll besetzten Detmolder Pfarrkirche Heilig Kreuz als ein phänomenales Kulturevent erleben, das in seiner jugendlichen Professionalität (Altersdurchschnitt aller am Konzert beteiligten Musiker: zirka 23 Jahre) und zündenden Dynamik in hohem Maße überzeugte und so sicherlich auch ein Stück Detmolder Hochschulgeschichte für Studenten, Professoren und Konzertbesucher schrieb.

    Zwölf Studenten der HfM mit ausgesprochen individuellen, höchst unterschiedlichen musikalischen Vorstellungen und Dirigierstilen übernahmen abwechselnd die Leitung der Sinfonie Nr. 2 op. 52 "mit dem Lobgesang" von Felix Mendelssohn Bartholdy – teilweise mit kaum wahrnehmbarem Wechsel mitten in einem Satz - und verdeutlichten so den Grundgedanken eines "Werkstattkonzertes" als einer Hochschulveranstaltung, in der Dirigier-, Instrumental- und Gesangstudenten (unter anderem) mit der Konzertpraxis konfrontiert werden. Wenn man es recht bedenkt: Eine lebenswichtige Musiker-Erfahrung und Qualifizierung, die es nahelegt, solche Veranstaltungsformate unbedingt zu erhalten. Mendelssohns 1840 uraufgeführte 2. Sinfonie, im Konzertprogramm als "Symphonie-Kantate nach Worten der heiligen Schrift" definiert, gehört mit ihren drei rein instrumentalen Sätzen und den nachfolgenden oratorienähnlichen Chören und Arien wohl bereits als Komposition mit zu den beeindruckendsten kirchenmusikalischen Werken der Romantik. In der vitalen hochmotivierten Aufführung durch das professionell agierende Hochschulorchester in romantischer Vollbesetzung, ausgewählte Solisten der Gesangstudiengänge und, last not least, einem Hochschulchor (82!) von überragender Qualifikation und Ausdrucksstärke, konnte sich eine musikalisch-theologische Faszination entwickeln, die den Zuhörer vollends in ihren Bann zog. Präzise und energiegeladen gleich zu Beginn (Maestoso) der Orchestereinsatz mit dem zentralen Posaunenthema, perfekt geblasenen Holzbläsersoli und samtigem Streicherklang, das makellose große Hornsolo im 2. Satz (Allegretto) und das bezaubernd gespielte Oboensolo im "Adagio religioso", obwohl man sich dieses innige "instrumentale Gebet" auch in einem etwas fließenderem Metrum hätte vorstellen können. Der Chor "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn"öffnete dann vollends mit leuchtenden Sopranen und brillanten (und zahlreichen!) Männerstimmen alle musischen Schleusen für diesen großen Dankhymnus, gewaltig, aber dennoch mühelos und schwebend und erfreulich unterstützt durch die grandiose Akustik der Heilig-Kreuz-Kirche. Von den Solisten überzeugten in besonderer Weise Anna-Sophie Brosig und Rebecca Blanz mit ihrem zauberhaften Duett "Ich harrete des Herrn" und Michael Peiler mit seiner dramatischen Tenorarie "Stricke des Todes". Eindrucksvoll deklamierte er dabei sein "Hüter, ist die Nacht bald hin" und wurde höchst effektvoll abgelöst durch "Die Nacht ist vergangen", dem wohl anspruchsvollsten Chor des gesamten Werkes, hier mit brillanten Chorsopranen und dem jüngsten der zwölf Dirigenten (19 Jahre!) und seinem impulsiven Dirigat begeisternd gemeistert, nur noch übertroffen durch die Pracht des Schlusschores, majestätisch schreitend, von Chor und Orchester atemberaubend vorgetragen. Was für ein Werk, in welch überwältigender Darbietung! Nach gewaltigem Applaus, auch für die initiierenden Professoren Anne Kohler und Joachim Harder, sollte noch eine weitere Gelegenheit für stehende Ovationen folgen: Die Verabschiedung von Prof. Harder durch den Prorektor, Prof. Andre Stärk, der sich in seiner Laudatio für Harders 25-jähriges professionelles Wirken an der Hochschule bedankte; in seinem Schlusswort versicherte Harder, dass er in Kontakt bleibe und ihm die Fortsetzung solcher Werkstattkonzerte sehr am Herzen liege.

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