Detmold (la). Den nächsten Abendvortrag im Programm des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins Lippe hält Hinrich C. Seeba (University of California at Berkeley). Am kommenden Montag, 13. Juli, stellt er die Frage nach dem "drohenden Untergang der Lesekultur". Unter dem Titel "Das letzte Kapitel im Buch des Lebens?" spricht der amerikanische Germanist ab 19.30 Uhr über die aktuellen Entwicklungen des Lesens unter digitalem Einfluss. "Print ist ein Auslaufmodell"– so die Aussage einiger Medienwissenschaftler. Dahinter steht der Gedanke, dass das E-Book scheinbar das gedruckte Buch und das Internet den ganzen Buchmarkt verdrängen könnten. Statistiken erlauben hier ganz widersprüchliche Prognosen und stehen daher nicht im Mittelpunkt des Abends. Es sollen vielmehr angesichts der Möglichkeit eines Untergangs traditioneller Lesekultur weitergehende Fragen gestellt werden: Geht nicht ein ganzes Lebensverständnis verloren, das an die Metaphorisierung des "Lebens als Buch" gebunden war? Das Bild vom "Lebensbuch" ist bedeutend: Nicht nur Memoiren sind damit gemeint. Vielmehr können die Lebensabschnitte jedes Einzelnen mit diesem Bild vom "Leben als Text" ganz alltäglich als ein jeweils neues Kapitel verstanden und interpretiert werden. Ob wir nun die Verfasser unseres Lebensbuches sind oder nicht: Mit diesem Bild erhalten wir die Chance, an die Aufgabe eigenverantwortlicher Lebensgestaltung erinnert zu werden. Können sich nun über die Methode digitaler Sinngebung neue Formen und Bilder entwickeln, und wenn ja, welche? Der Vortrag findet im Landesarchiv NRW Abt. OWL, Willi-Hofmann-Straße 2 statt, der Eintritt ist kostenlos. Interessierte Zuhörer sind herzlich willkommen.
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Untergang der Lesekultur?
Vortrag aus amerikanischer Perspektive
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