Lemgo (nr). Da hat mal einer genauer hingeschaut und ein bisschen das hinterfragt, was uns die schöne, neue Welt verspricht. Malte Pieper ist "geboren um zu reden". Thema? Alles. Querbeet mit gekonntem Brückenschlag; von seltsamen Versprechern in der Werbung, fiesen Gesprächen von Mitmenschen, Generationen übergreifenden Verständnisschwierigkeiten und verwirrenden, technischen Errungenschaften. Beinahe zwei Stunden hat der junge Comedian die Lachmuskeln beim Lemgoer "Sommertreff" strapaziert.
Das Wetter wollte es anders. Auch gut. Statt Bühne auf dem Marktplatz war es kuschelig warm in der Aula des Marianne-Weber-Gymnasiums. Lachen statt Regen – und Aufwärmen mit asiatischen Entspannungsübungen inklusive schräger Übersetzungen. "Gerade sitzt und legt rechte Hand auf Schulter von Nachbarland." Also mitmachen. Das in Lippe sonst so lange dauernde "Auftauen" dauerte keine zwei Minuten. Es ging rasant weiter. "Was um aller Welt ist ein Koffein-Komplex im Shampoo? Ich kenne den Minderwertigkeits-Komplex. Und wer ist überhaupt Dr. Klenk? Sollte der Werbeträger nicht bekannt sein? Vielleicht nicht gerade Boris Becker für Verhütungsmittel oder Lothar Matthäus für Elite-Partner."Überhaupt seien viele Dialoge krass, erklärt er dem Publikum. Neulich am Bus: "Du bist.""Was bin isch?""Ey, Du bist Dein iPod am verlieren." Malte Pieper beobachtet und fragt sich, was das alles soll. Vorurteile sind ein großes Thema bei ihm. "Wenn ich einen Sonnenbrand habe, ist doch nicht gleich die Klimaerwärmung schuld, sondern die Sonne." Vorurteile, dass ältere Menschen und neuere Technik keine Affinität zueinander entwickeln können, schiebt er auch gleich beiseite ("Wenn meine Mutter mir eine E-Mail schickt, ihr Internet würde nicht gehen, sind das zwei verschiedene Sachen für sie."). Immerhin sei die ältere Generation ganz anders aufgewachsen. Mit festgebundenen Telefonen samt Zahlenschloss. Heute postet die jüngere Generation Sprachnachrichten gleich auf Facebook und schwupps –"Thorsten Lukas, Dennis, Melanie und Johnny94 gefällt das." Ob man will, oder nicht. Neulich hat Malte Pieper dann was ganz Neues ausprobiert: den Brief. "Da muss man in Echt aus dem Haus gehen, keinen Avatar gestalten. Die Adresse muss auch drauf. Hab ich probiert. Schmidtatgmx.de. Ist immer noch nicht angekommen." Oder die Sache mit den Fotos: Filme entwickeln? "Meine Oma hat damals in Griechenland Schildkrötenbabys fotografiert. Die waren längst tot, als der Film entwickelt war." Es sind clevere, manchmal aberwitzige Fragen, die er stellt. Sich selber nimmt er da nicht aus. Das Studentenleben kann schwer sein, die neue Technik funktioniert selten oder auch das Telefonat, das er mit Gott geführt hat, bleibt für ihn verwirrend. Mit seinen gerade einmal 23 Jahren – wenn andere nicht einmal wissen, wohin es gehen soll – ist der gebürtige Aachener Malte Pieper schon angekommen. Comedy- und Kleinkunstpreise, Auftritte im Fernsehen und auf Bühnen. Sein Programm "Geboren um zu reden"– eine schöne Bereicherung für den Lemgoer "Sommertreff" und ein noch schöneres Vergnügen für das Publikum.