Lügde (afk). Für die Buddhisten in Lügde und in der Region hat sich ein Traum erfüllt: In der Brunnenstraße ist in einem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen mit viel Eigenleistung, finanziellen Kraftanstrengungen und Spenden der Mitglieder und Gönnern ein neues buddhistisches Meditationszentrum entstanden. Der Trägerverein selbst ist aus dem Pyrmonter Ortsteil Löwensen-Friedensthal mit diesem Tempel über die Landesgrenze nach Lügde umgezogen – letztlich auch eine wirtschaftliche Überlegung. Jetzt wurde dieses neue Zentrum Watcharoen Dham mit einem zweitägigen öffentlichen Fest und mit prominenter Unterstützung offiziell eingeweiht.
Keine Frage: Für unser europäisches Empfinden eröffnet sich beim Betreten der Anlage zunächst mal eine Symphonie für alle Sinne, fremdartig am Anfang, aber immer vertrauter und sympathischer, je mehr man sich mit Land und Leuten befasst. Die Thai gehen offen und herzlich auf die häufig zögerlichen, aber durchaus interessierten Gäste zu und erweisen sich nicht nur als überaus freundliche und höfliche Gastgeber. Häufig sind sie schon seit vielen Jahren in Deutschland, sprechen Deutsch oder, wenn es mal klemmt, helfen Dolmetscher aus. Sie sind und fühlen sich sowohl als Botschafter ihres Landes als auch ihrer Kultur, deren wesentlicher Bestandteil eben auch der buddhistische Glaube ist. Das ist auch der Grund dafür, dass die Gläubigen sich hier wohnortnah ein Zentrum geschaffen haben, dessen Kernstück, der Tempel im ehemaligen Scheunengebäude derzeit noch nicht ganz fertig ist. Aber man kann improvisieren; der große Gemeinschaftsraum wird auch vorübergehend als Gebetsraum genutzt. Jeder hat Zutritt zu diesem mit einer vielfarbigen Blütenpracht dekorierten Tempel. Höflich werden die Besucher darauf hingewiesen, aus Respekt die Schuhe auszuziehen, wie man dies auch aus den Moscheen kennt. Hier im Watcharoen Dham sind es vor allem die leuchtenden Farben, die eine fröhliche, anziehende Atmosphäre schaffen. Neben den thailändischen Nationalfarben Rot, Weiß und Blau ist es das warme Orange der Mönchsgewänder. Diesen Umhang trägt auch Long Pho Phratep Wongsacharn. Er ist in jedem Jahr extra zu den Thai-Festen aus dem Tempel Wat Nong Waeng in Khon Kaen in Thailand nach Lügde gekommen und gilt als einer der einflussreichsten Äbte überhaupt. Der Großmeister ist trotz seines hohen Alters durchaus fit, besucht die verschiedenen Stände, sucht die Konversation und ist sehr humorvoll. Er begegnet den Gläubigen, aber auch den Besuchern sehr offen und interessiert. Seine Botschaft an die Nicht-Buddhisten: Man möge sich in diesem Zentrum näherkommen und für Verständigung zwischen den Religionen sorgen. Long Pho ist es natürlich vorbehalten, in einem feierlichen Akt das neue Meditationszentrum zu weihen. Mehrere der asketisch lebenden Mönche meditieren im für unsere Ohren eintönig klingenden Gesang. Das Schild mit dem Namen des Zentrums in thailändischer Schrift ist noch verhüllt. Der Vorhang wird dann aber zur Seite gezogen, der Großmeister segnet die Umstehenden und auch das das bräunliche Schild mit den vergoldeten Schriftzeichen mit Spritzern von geweihtem Wasser. Zudem drückt er mit seinen Fingern Talk-Male darauf – ein Symbol für das Glück, das dem Zentrum beschieden sein soll. An beiden Tagen hatte der Lügder Verein ein wiederum sehr buntes Programm zusammengestellt, das von Folklore bis Pop mit der aus Karlsruhe angereisten Showband "Tawandäng", von thailändischem Tanz bis zu Schönheitswettbewerben einiges zu bieten hatte. Die Akteure, häufig in ihren Nationaltrachten mit kunstvollen Arrangements und Verzierungen auf dem Kopf bis zu den Fingern, waren zur Unterstützung des Lügder Vereins aus Hannover, und Detmold angereist. Sie zeigten Ausschnitte aus dem kulturellen Leben ihres Heimatlandes, darunter auch die immer wieder bestaunten filigranen Schnitzereien und eindrucksvollen Blumenarrangements. Nicht zu vergessen die kulinarischen Spezialitäten, die längst auch in Europa viele Freunde gefunden haben. Khamxay Bounketh ist Gastronom, betreibt ein thailändisches Restaurant in Lügde und ist zudem auch stellvertretender Vorsitzender des Watcharoen Dham. Für ihn, seine Landsleute und die Buddhisten ist hier nun eine neue Anlaufstelle entstanden. Jeder Interessierte aber ist willkommen, diesen Kulturkreis näher kennenzulernen.