Lemgo (pro). "Das war eigentlich ganz einfach", stellte Schülerin Angelika Kalegin fest: Ein Herz aus Holz ist das Produkt einer halben Stunde Arbeit in der Tischlerei auf dem Bauhof der Stadt Lemgo. Im Rahmen ihrer Berufsorientierungswoche besuchten Schülerinnen aus Klasse 7 der Heinrich-Drake-Schule Ende Juni den Bauhof Lemgo. Schulsozialarbeiterin Uta Niehaus und Susanne Weishaupt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lemgo, begleiteten die Schülerinnen wie bereits in den vergangenen Projekttagen durch verschiedene Stationen: Neben der Tischlerei, wo Altgesellin Elke Saak die Mädchen anleitete, stellten weitere Mitarbeiter und eigene Auszubildende des städtischen Betriebs die Herausforderungen der Land-schaftsgärtnerei, des KFZ - Schlossers sowie des Pflasterers vor. Als vorletzter Tag der Projektwoche stand das Thema "Männerberufe" ganz im Fokus der praktischen Übungen: Selbst Betonplatten verlegen oder einen Reifen wechseln sind nach wie vor Tätigkeiten, die jungen Mädchen kaum näher gebracht und die dazugehörigen Berufe dementsprechend selten ergriffen werden. Im Vorfeld absolvierten die Schülerinnen einen "Berufsparcours", in dem sie durch kleinere Einzelaufgaben ihre persönlichen Talente entdecken konnten. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ eine "Fütter-Übung" aus dem Bereich der Pflege und Erziehung, bei der sich die Siebtklässlerinnen gegenseitig Wackelpudding zuführten. Im Kontrast dazu versuchte man sich auf dem Bauhof an den Radmuttern eines Anhängerreifens. Onno Wörmann, KFZ - Me-chatroniker im Städtischen Betrieb, klärte die jungen Gäste parallel über die Bandbreite seiner Arbeit auf: Inzwischen sei in diesem Beruf viel an den Computer verlagert worden, und tech-nische Erleichterung mache die Tätigkeit auch zunehmend für weibliche Bewerber attraktiver. Wie wichtig es ist, Jugendlichen – und gerade Mädchen – ihre beruflichen Möglichkeiten klar zu machen, erläuterte Susanne Weishaupt: Im Projektteil "Mein Leben in zehn Jahren" defi-nierten die Jugendlichen ihre Vorstellung von der eigenen Zukunft, beruflich wie privat. Dass der erhoffte Lebensstandard ein bestimmtes Einkommen voraussetzt, nutze man als Anknüp-fungspunkt um die Vergütung von vornehmlich klassisch weiblichen Wunschberufen unter die Lupe zu nehmen. Im Vergleich gering vergütete Berufsbilder wie das Friseurhandwerk oder die Erzieher-Laufbahn sind dennoch ungebrochen beliebt: Befragt nach ihrem Traumberuf, geben Michelle Grunau und Angelika Kalegin Kinderbetreuung an. Beide haben sie schon Praktika in Kitas absolviert, der Umgang mit Kindern falle ihnen leicht – Erzieherin ist ihr Berufswunsch. Schon aufgeregt vor dem nächsten und letzten Tag der Projektwoche zeigten sich einige Schülerinnen, die sich freiwillig einer der größten Herausforderungen vor dem Berufseinstieg stellten: Dem Vorstellungsgespräch als letzte Hürde vor dem Ausbildungsvertrag. Zunächst widmeten sich die Mädchen jedoch weiter den praktischen Aktivitäten auf dem Bauhof Lemgo, was, wie sie feststellten, eine spannende Abwechslung zum Schulalltag darstellte.
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Im Dschungel der Berufe eigene Talente entdecken
Schülerinnen der Heinrich-Drake-Schule besuchen den Bauhof Lemgo
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