1. Erlebnis für Ohren und Augen

    Meisterchor "canto allegro" demonstriert sein Könnnen

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    Lügde (afk). Mit großer Spannung erwarten die Musikfreunde alljährlich das Konzert des Meisterchores NRW "canto allegro" aus Lügde. Und das zurecht, denn das Ensemble stellt sich zuletzt immer wieder neuen Herausforderungen, nicht nur hinsichtlich der ausgewählten Literatur sondern auch der Lokalitäten. War es im vergangenen Jahr sogar das durchaus ungewöhnliche Ambiente eines Autohauses, war es diesmal wieder kein Konzertsaal sondern die als akustisch sehr schwierig bekannte Pfarrkirche St. Marien, in die man sich hineintraute. Um es vorweg zu nehmen: Auch diese Hürde nahm "canto allegro" im Konzert bravourös, wobei schon deutlich wurde, dass im Vorfeld gemeinsam mit der musikalischen Leiterin Sandra Lücke umfangreiche Vorbereitungen erforderlich gewesen sein mussten, um den Anforderungen, die der Chor nicht nur an sich stellt, gerecht zu werden. Das Leistungsspektrum dieses Aushängeschildes Lügder Sangeskunst aber ist bemerkenswert und wird offenkundig immer besser. Das Niveau, das Stimmvolumen und die Präzision sind durchaus bemerkenswert für ein derart kleines Ensemble, das diesmal mit 14 Sängerinnen und drei Sängern auf den Altartreppen Aufstellung genommen hatte, um das Publikum im sehr gut besuchten zum Konzertsaal verwandelten voluminösen Kirchenschiff bestens zu unterhalten. "Ein wunderbares Klangerlebnis", war nicht nur ein Besucher anschließend schlichtweg begeistert.

    "Öffne meine Augen –Öffne mein Herz" (dezent symbolisiert durch rote Luftballonherzen) hatte der "canto allegro" als Überschrift über sein Jahreskonzert gesetzt und mit diesem Motto schon deutlich gemacht, dass sich der Chor trotz des klerikalen Rahmens keineswegs nicht nur auf kirchliche Lieder sondern auf ein breites Repertoire aus der Musikliteratur von kirchlich- Besinnlichem über Gospel bis zu modernen Songs eingelassen hatte. "Abend wird es wieder" mit einem Text von Hoffmann von Fallersleben setzte gleich zu Beginn ein Zeichen, dem mit "Öffne meine Augen" ein Lied folgte, das dem Programm seinen Namen gegeben hatte. Wenn es dessen noch bedurft hätte trat "canto allegro" diesmal noch einen bemerkenswerten Beweis seines beachtlichen musikalischen Vermögens an, indem er nicht nur chorische mehrstimmige Beiträge präsentierte. Es spricht für das Selbstvertrauen der Sängerinnen und Sänger, die sich auf diesem hohen Niveau sogar auf Solo-Partien einließen. Ein Beispiel dafür lieferte Christine Dramburg. Sie sang das "Ave Maria" von William Gomez äußerst ausdrucksstark, begleitet von Sandra Lücke auf der Gitarre - ein eindrucksvoller Auftritt, der vom Publikum entsprechend mit reichlich verdientem Applaus quittiert. Melina von Wysiecki und Britta Marx am Piano begleiteten abwechselnd mehrere Liedvorträge. Bei "On my own" aus "Les Misérables" und "You raise me up" war es Iris Hartmann auf der Violine, die den Songs einen speziellen Charakter verlieh. Dass Chorgesang keinesfalls nur in einer starren Formation streng nach Stimmlagen getrennt stattfinden muss hatte "canto allegro" in der Vergangenheit schon häufiger demonstriert. Auch bei diesem Konzert war das wieder der Fall, als der Chor bei "Immortal Bach" nach der Musik von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung von Knut Nystedt seine Strukturen veränderte und sich zunächst gesammelt in die Mitte der Kirche begab. Die Sängerinnen und Sänger lösten das Gemeinsame dann langsam auf, entfernten sich singend voneinander und bewegten sich schließlich wieder aufeinander zu - eine brillante sängerische und choreographische Darbietung, die nicht nur überraschte und spürbar emotional aufs Publikum wirkte, das begeistert nicht nur auf diese Präsentation sondern auch auf das gesamte Konzert reagierte. Am Ende gab es viel Applaus und Bravo-Rufe, die letztlich der Chor noch zu zwei Zugaben als Dank beantwortete. Beethovens "Ode an die Freude" war ein besonderes Schmankerl und mit dem "Abend wird es wieder" vom Beginn schloss sich dann ein musikalischer Kreis in einem Konzert, das eigentlich viel zu schade dafür ist, nur einmal stattgefunden zu haben.

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