BÜCKEBURG (bb). Die RTL-Chefreporterin Antonia Rados hat in ihrem Vortrag auf der Ortsversammlung der Volksbank in Schaumburg im Bückeburger Rathaussaal einen Einblick in ihre Arbeit als Berichterstatterin in Kriegs- und Krisenregionen gegeben. Ausführlicher widmete sie sich der gegenwärtigen, von staatlichem Zerfall und Konflikten geprägten Lage der arabischen Welt.
Die als Fahrer jobbenden Chirurgen. Die Begeisterung der Menschen für Handys. Die Satelliten-Schüsseln, die sich auf dem Dach fast jeder Behausung auch in den Armenvierteln des Nahen Ostens befinden. Immer wieder machte Antonia Rados mit solchen auf ihren Reisen gesammelten Eindrücken die komplexen Entwicklungen anschaulich, die sie in ihrem Vortrag umriss. Lange Jahre habe sich der Westen mit den diktatorischen Regimes in der Region arrangiert, schienen diese doch Garanten zumindest von Stabilität zu sein. Wirtschaftlichen Fortschritt hätten die Diktaturen jedoch kaum erreicht. Wohlstand beschränke sich auf eine schmale Schicht, das Bildungs-Niveau und besonders die Innovationsfähigkeit in Wissenschaft und Technologie seien weit hinter denen anderer Regionen zurückgeblieben. Von der hohen Arbeitslosigkeit seien auch die Akademiker betroffen. Im "Arabischen Frühling" hätten sich die sehr jungen Gesellschaften gegen diese Regimes aufgelehnt, sie teilweise gestürzt. Eine wichtige Rolle bei Bewusstseinsbildung und Organisation würden die modernen Kommunikations-Mittel, Satelliten-Fernsehen, Handy und Internet spielen. Diese würden gerade von den jungen Menschen intensiv genutzt. Die Hoffnung auf ein anderes Leben habe sich für die neue Generation nicht erfüllt. In mehreren Ländern begannen sich die ohnehin schwachen staatlichen Strukturen völlig aufzulösen. In der Folge habe sich mancher der enttäuschten jungen Menschen radikalen Gruppen angeschlossen, viele andere würden versuchen, über das Mittelmeer nach Europa in ein besseres Leben zu entkommen. Hoffnung auf eine rasche Lösung der Probleme machte Rados nicht. Vielmehr deute sich nach langen Jahrzehnten des Engagements ein Rückzug der Ordnungsmacht USA aus der Region an. Den Preis zahle Europa, die Unruhen in der Region würden anhalten. Zunehmendes Gewicht gewönnen die angrenzenden Staaten Türkei und Iran. Möglicherweise könnten diese eine stabilisierende Rolle spielen. Ob es gelinge, mit ihrer Hilfe eine neue Ordnung zu etablieren, wage sie nicht zu vorherzusagen, so Rados. Zu Beginn des Vortrages und im Gespräch mit Marktbereichsleiter Nils Vogt war Rados näher auf die Begleitumstände ihrer Tätigkeit in den Krisen-Gebieten eingegangen. "Jeder hat Angst", hielt sie fest. Die Bericht-Erstattung vor Ort sei jedoch unumgänglich, um ausgewogen und umfassend berichten zu können. Foto: bb