1. "Romantik allein reicht nicht aus"

    Schnatgang mit dem Bürgermeisterkandidaten

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    Oerlinghausen (kd). Fertige Antworten durften vom Schnatgang nicht erwartet werden. Vielmehr wollte sich der Bürgermeisterkandidat Dirk Becker zunächst über die Oerlinghauser Kernstadt informieren. Rund 70 Interessenten gingen mit, um zu erfahren, wie er die Stadt weiterentwickeln will. Erste Station war das neue "Ravensberger Haus". Noch ist vom Geschäftshaus erst der Rohbau zu sehen. Damit der Eröffnungstermin im Juni 2016 auch eingehalten werden kann, wurde auch am Samstag kräftig gearbeitet. Ihno Zimmermann, Geschäftsführer des Investors Carl Weber & Co GmbH (Ceweco), sagte, dass frühzeitig mit allen Betroffenen gesprochen und eine einvernehmliche Lösung gefunden wurde. Die beiden Wohnhäuser, die zuvor hier standen, seien nicht mehr erhaltenswert gewesen. In der Weber-Villa, die als Trauort des Standesamtes dient, lobte Zimmermann die gute, unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Im Weberpark kritisierte er allerdings den seiner Meinung nach zu niedrigen Betrag für Pflegemaßnahmen. Die Stadt hat den Park von der Firma Ceweco gepachtet. Ob und wie der Park mit öffentlichen Mitteln unterstützt werden kann, hängt nach Auffassung von Dirk Becker allein davon ab, wie er angenommen wird. "Es hilft nichts, nur romantischen Erinnerungen nachzuhängen", meinte er. Vorschläge wie ein Café oder einen Kinderspielplatz einzurichten, seien sicherlich zu begrüßen, ohne private Beteiligung aber nicht möglich. Außerdem gebe es in der Region viele weitere Naherholungsmöglichkeiten. "Das Freizeitverhalten hat sich gewandelt", gab Becker zu bedenken. "Für einen Park allein kommt niemand aus Gütersloh oder Bielefeld nach Oerlinghausen." Einen Ausbau des Tourismus hält Becker nicht von vornherein für chancenlos, doch müssten zunächst die Übernachtungskapazitäten verbessert werden. Das Beispiel Schloß Holte-Stukenbrock zeige, das dies möglich ist. Vor dem schon seit Jahren leerstehenden Stadthotel erinnerte Stefan Güttler, stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft, daran, dass Oerlinghausen über eine hohe Kaufkraft verfüge. Jedoch werde das Geld oft nicht im Ort ausgegeben. Von den 74 Ladenlokalen in der Kernstadt würden nur 35 von Einzelhändlern betrieben, sagte Güttler. Er sah die Gefahr, dass immer mehr Dienstleister wie Versicherungen in die Geschäftsräume einziehen. Im übrigen stünden nur sechs Ladenlokale leer. Von der Stadtverwaltung erwarte er mehr Einsatz für Wirtschaftsförderung als bisher, sagte Güttler. "Hier sind die Nachbarorte an uns vorbeigezogen", kommentierte Becker. "Aber kein Investor wartet auf uns. Vielmehr muss man sich kümmern." Auch dem in der Diskussion stehenden Lebensmittelmarkt an der Holter Straße möchte Becker eine Chance geben. "Ich weiß nicht, ob er ein Erfolg wird, aber der Versuch ist es wert", meinte er. Der Kandidat dämpfte zudem allzu hohe Erwartungen. "Nur weil ein neuer Mann ins Rathaus kommt, wird nicht gleich alles gut. Die Probleme bleiben ja die gleichen. Die Kunst ist aber, bei der Suche nach Lösungen möglichst viele Menschen einzubeziehen und mitzunehmen", sagte er. Weitere Schnatgänge und Diskussionsabende sollen folgen.

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