Lügde (afk). Auf stark idealisierte und damit für die Menschen der Gegenwart sehr unterhaltsame Art entführte Lügde die rund 4.000 Besucher am letzten Wochenende bei seinem seit 2001 organisierten Liuhidi-Markt nun schon zum wiederholten Mal in das Mittelalter. Die Emmerstadt verfügt selbst über eine mehr als 1200-jährige Geschichte und hat damit auch durchaus eine mittelalterliche Vergangenheit. Zudem hat sich die Stadt einiges aus seiner Historie erhalten, was letztlich auch den 250 Akteuren, die diese Phase publikumswirksam nachempfinden, offensichtlich hier auch jedes Mal wieder aufs Neue großen Spaß bereitet. Sie tobten und lebten sich hier nach Herzenslust aus und präsentierten auch diesmal auf der Wiese an der Emmer eine leicht verdauliche Version jener Zeit, die durchaus ihre Schattenseiten hatte. Die Organisatoren von Marketing Lügde um Niklas Zimmermann, der wie immer bei diesen Events stilecht gekleidet voll im Geschehen mitmischte, hatten mit der Auswahl der Mitwirkenden wieder mal ein gutes Händchen bewiesen. Die Barden, Bänkelsänger, Schwertkämpfer und Falkner garantierten vom stilecht gekleideten Kleinkind bis zum Ritter, von der Handwerkskunst bis zur Taverne, vom stillen Schaffen im Zelt über eine raubeinige Feldschlacht, einen fidelen Sklavenmarkt, einem unbeugsamen Marktgericht bis zu lustiger Gaukelei und zahlreichen Spielen beste Unterhaltung. Als Einstieg gab’s an beiden Tagen jeweils einen Umzug der Heerlager und natürlich eine feierliche Markteröffnung, bei der sich der stellvertretende Bürgermeister Torsten Klinge zum Auftakt nicht nur nette Worte gefallen lassen musste. Das Programm reichte am Samstag bis in den späten Abend hinein, als es mit hereinbrechender Dunkelheit beim Auszug der von einem Medicus aussortierten Pestkranken sogar gruselig wurde. Kurz bevor es dann mit der Verbrennung richtig grausam hätte werden können, kamen die "Opfer" davon und eine spektakuläre Feuershow mit Feuerspuckern und wirbelnden Fackeln sorgte für spannende und actionreiche Spannung. Die Besucher von Kindern bis zu Erwachsenen ließen sich nur zu gern gefangen nehmen sondern mischten sogar häufig bei einigen Aktionen mit. Dafür gab’s dann immer wieder "Handgeklapper". Die meisten Aktiven haben zivile Berufe der Gegenwart und entfliehen dem Alltag zur Erholung gern in die Vergangenheit. Sie geben sich sehr bildhafte Namen wie "Barnie der Weltenbummler", "Phias Pendragon", "Columbarius" oder "Maja von der Alme" und unterhalten sich in der damals üblichen gestelzten Sprache, die immer wieder für Verwunderung und Gelächter sorgt. Nun ja, alle nehmen das Geschehen nicht allzu ernst, leichtes Entertainment steht im Vordergrund. Und das wollen die Besucher, die zum Liuhidi Markt nach Lügde kommen, auch erleben. Sie werden nicht enttäuscht, denn bei der Auswahl der "Mittelalterlichen" legen Niklas Zimmermann & Co. schon gesteigerten Wert auf gehobenes Niveau, um sich von den zahlreichen mittelalterlichen Märkten andernorts auch qualitativ abzuheben. Dazu tragen auch die musikalischen Beiträge vom Musik- und Gaukel-Duo "Asu-tru", der Bardin "Kordywenn" oder des Barden Jonny Robels mit seiner keltischen Harfe bei. Diesmal mischte sich auch eine Schwertkampfgruppe ein, die koreanische Kampfkunst demonstrierte. Nicht ganz stilecht aber mit viel Spaß dabei war auch eine Abordnung der Feuerwehr aus Bad Pyrmonts Partnerstadt Bad Freienwalde, die sich kurzfristig mit Helmen aus Alufolie und Schilden mit Stadtwappen, aber (zugegeben) wenig stilechter Kleidung vorstellten. So war der Liuhidi-Markt 2015 durchweg wieder eine gelungene Veranstaltung, auch wenn es bei der Versorgung der Besucher Engpässe gab. Das soll sich beim nächsten Markt in zwei Jahren ändern, haben die Veranstalter von Lügde Marketing schon jetzt zugesagt.
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Handgeklapper für Barnie, Phias, Maja und Columbarius
Mehr als 4.000 Besucher bei der Neuauflage des Lügder "Liuhidi- Marktes" auf der Wiese an der Emmer
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