1. Flugkünstler für lange Strecken

    Winde sorgen für ein Aufkommen von Millionen Distelfaltern

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    Kreis Lippe (kd). Ein seltenes Naturphänomen kann man derzeit auch im Kreis Lippe erleben: Große Mengen wandernder Distelfalter (Vanessa cardui) sind dabei, ganze Regionen zu "erobern". Von einem Tag auf den anderen sind seit einiger Zeit auch auf Feldern und Wiesen, in Dörfern und Städten in Lippe zahlreiche hübsch orange, weiß und schwarz gezeichnete Schmetterlinge unterwegs. Bei genauerer Betrachtung sieht man den meisten der Tiere allerdings an, dass sie Hunderte von Kilometern hinter sich gebracht haben. So sind die Flügel oft schon arg zerschlissen und stark beschädigt. Es handelt sich dabei um Distelfalter, die wie jedes Jahr aus Nordafrika übers Mittelmeer und die Alpen nach Mittel- oder sogar Nordeuropa ziehen. Entlang der Wanderstrecken legen sie, meist an Disteln oder Brennnesseln, ihre Eier ab. In diesem Sommer findet ein regelrechter Masseneinflug von einigen Millionen Tieren statt, wie zuletzt im Jahr 2009. "Wahrscheinlich spielt Nahrungsmangel in den Ursprungsgebieten eine Rolle bei diesem rein instinktiv gesteuerten Verhalten", sagte Schmetterlingskundler Hans Dudler vom Nabu Lippe. "Wenn dann auch noch günstige Winde dazu kommen, brechen sie einzeln, aber wie auf Kommando auf und können mitunter weit mehr als 100 Kilometer am Tag zurücklegen. Die Nachkommen der Einwanderer versuchen, ähnlich wie beim Admiral, zum Herbstbeginn wieder nach Nordafrika zurückzukehren." Für die Land- und Forstwirtschaft bestehe nach Nabu-Angaben aber keine Gefahr, weil sich die Raupen der Distelfalter überwiegend von Disteln oder Brennnesseln ernährten. Vielmehr fallen viele der Eier, Raupen und Puppen (die sogenannten "Ersten Stände") des Distelfalters dem ungebremsten Einsatz von Pestiziden an jenen Standorten zum Opfer, an denen Brennnesseln oder Disteln vermehrt auftreten. Experten für heimische Falterarten sind zwiegespalten: Einerseits eint sie die Freude über das Massenphänomen, andererseits beklagen sie besorgniserregend geringe, zum Teil dramatisch zurückgehende Zahlen einheimischer Arten. "Wir möchten gern erfahren, an welchen Pflanzenarten die Distelfalter Eier ablegen. Denn neben Disteln können den Raupen auch Brennnesseln sowie verschiedene Arten wie etwa Kreuz- und Korbblütler oder Malvengewächse als Futterpflanzen nutzen", erläutert Hans Dudler. Beobachtungshinweise an "info@nabu-leo.de" möglichst mit Foto und Ortsangabe.

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