Detmold (ab). Die Fußgängerzone soll an Sonn- und Feiertagen versuchsweise für Radfahrer freigegeben werden. An Werktagen wird die bisherige Regelung beibehalten, Radfahren ist also zwischen 19 und 11 Uhr erlaubt. Das hat die Verwaltung am Dienstag in einem Pressegespräch mitgeteilt. Die Verkehrsbehörde setzt damit einen Kompromissvorschlag einer Arbeitsgruppe mit Vertretern des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), des Seniorenbeirats, des Beirats für die Belange von Menschen mit Behinderung, der Polizei und der Verwaltung um. Im Februar hatten die Freien Wähler im Stadtrat den Antrag gestellt, das Radfahren in der Fußgängerzone weiter zu beschränken oder gar ganz zu verbieten, ähnliche Anträge hatten die genannten Beiräte eingebracht. Der ADFC hatte dafür plädiert, den Bereich für Radfahrer weiter freizugeben, vor allem an Wochenenden und Feiertagen. Der Antrag der Freien Wähler wurde mehrheitlich ablehnt, für die Verwaltung wäre die Sache damit eigentlich abgehakt gewesen, erklärte Technischer Beigeordneter Thomas Lammering. Aufgrund der weiteren Eingaben von ADFC und Beiräten habe man die Konsensgruppe ins Leben gerufen. Für Marion Kettelhake, Vorsitzende des Seniorenbeirates, sei das Radfahren in der Fußgängerzone vor allem für ältere Menschen mit Gehhilfen ein Problem, ähnliches gelte für Menschen mit Behinderung, die etwa im Rollstuhl sitzen, ergänzte Beiratsvorsitzender Hagen Schäfer. Sie fühlten sich bedrängt und es sei in der Vergangenheit immer wieder zu kleineren Zusammenstößen gekommen, besonders an Markttagen sei es schlimm. Zudem verhielten sich manche Radfahrer sehr unflätig und rüpelhaft gegenüber den Fußgängern. Für Schäfer sei daher "Fahrrad frei" ab 11 Uhr nicht vorstellbar. "Wenige unflätige Radfahrer verderben die gesamte Innung", sagte Werner Kloppmann vom ADFC Lippe. Klar sei: "Fußgängerzone" bedeutet: Radfahrer sind hier zu Gast. Das müsse man den Unvernünftigen erklären und andererseits Kontrollen verstärken und Sanktionen durchsetzen. Dafür brauche es aber klare Regelungen, betonte Polizeihauptkommissar Ulrich Kipshagen. Die Polizei könne nicht ständig mit Radarpistole in der Stadt kontrollieren; andererseits lasse sich nicht "über den dicken Daumen" abschätzen, ob jemand die erlaubte Schrittgeschwindigkeit überschreitet. Die vernünftigen Radfahrer führen schon jetzt nicht durch die Fußgängerzone. Die alte Regelung der Freigabe zwischen 19 bis 11 Uhr habe sich bewährt, so Kipshagen. Eine komplette Freigabe hätte Nachteile für alle Passanten. Die machten plötzliche Richtungswechsel beim Einkaufsbummel, das könnten Radfahrer, die mit großer Bewegungsenergie unterwegs sind, nicht vorhersehen, betonte Kipshagen. Man habe aus den widersprüchlichen Anträgen einen Kompromiss erarbeitet, erklärte Uwe Rosemeier, Fachbereichsleiter Tiefbau bei der Stadt Detmold. Die entsprechenden Verkehrsschilder an den Eingängen zur Fußgängerzone sollen zusammen mit der Polizei kontrolliert und auf bessere Erkennbarkeit hin überarbeitet werden. Neue Regelung für Lieferverkehr Im gleichen Zuge wird auch der Lieferverkehr eingeschränkt. An Markttagen, also dienstags, donnerstags und samstags, wird der Marktplatz für jeglichen Durchgangsverkehr zwischen 9.30 und 14 Uhr gesperrt. Auch diese Regelung tritt erst einmal versuchsweise in Kraft. Diskussion im Tiefbauausschuss In der Sitzung des Tiefbau- und Immobilienausschusses am selben Tag, hat Hartmut Umgelder (Freie Wähler) gefordert, die Bürger zu befragen, welche Regelung sie wünschen. Das habe bei der Kreuzung Rosental/Lange Straße auch gut funktioniert. Auch Michael Raeth von der CDU erklärte, man werde den Kompromiss nicht mittragen. Wilfried Mellies nannte den Konsens gar "daneben". Hagen Schäfer widersprach beiden Fraktionskollegen: "Der Kompromiss ist gut!" Die anderen Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und Linken stimmten für den Kompromiss und appellierten, zunächst die Probephase abzuwarten. Der Vergleich mit dem Rosental hinke, da es dort primär um die Gestaltung und nicht um Verkehrsrecht ging, erklärte Uwe Rosemeier. Aufgrund ihrer Einwohnerzahl ist die Stadt Detmold selbst Anordnungsbehörde und könne entsprechende Regelungen ohne das Votum des Rates und seiner Ausschüsse durchsetzen. Ausschussvorsitzender Friedrich Sundhoff (CDU) brachte es auf den Punkt: Die Anordnungsbehörde habe das Ergebnis der Arbeitsgruppe umgesetzt, "der Ausschuss hat das Vorgehen so beschlossen und jetzt fängt die Politik an, es zu zerrreden."
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Freie Fahrt für Radler an Sonn- und Feiertagen
Stadt, Polizei, ADFC und Beiräte einigen sich auf Neuregelungen für Fußgängerzone
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