STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Mit der Verlegung von "Stolpersteinen" will der "Förderverein ehemalige Synagoge" der Erinnerung an 19 Opfer des Nationalsozialismus im öffentlichen Raum Stadthagens einen festen Platz geben. Die Steine mit Namen und einigen Daten zum Schicksal der Verfolgten wird der Künstler Gunter Demnig im Rahmen einer Zeremonie am 30. Juni ins Straßenpflaster der Kreisstadt setzen.
Oft lautet die letzte Zeile auf den "Stolpersteinen": "Ermordet in Auschwitz" oder "Für tot erklärt". Es sind stets nur eine Handvoll Daten, die in die Messingoberfläche der Quader eingeprägt sind. Und doch geben sie dem Betrachter Einblick in das Schicksal eines Menschen, der im NS-System verfolgt und gequält wurde. 19 solcher Steine werden der Künstler Gunter Demnig und der "Förderverein ehemalige Synagoge" am 30. Juni in Stadthagen verlegen, um die Erinnerung an 19 NS-Opfer zu wahren. Die Mitglieder des Arbeitskreises "Geschichte der Juden in Stadthagen" haben die Aktion vorbereitet, dabei die Biographien der Verfolgten erforscht. So auch die von Gertrud Rosenfeld, geborene Wolf, und ihren Kindern Lotte und Kurt Rosenfeld. Lotte besuchte die Bürgertöchter-Schule, Kurt die Bürgerknaben-Schule in Stadthagen. Nach 1933 sahen sie sich der zunehmenden Verfolgung im Dritten Reich gegen jüdische Bürger ausgesetzt. 1938 zogen die drei nach Berlin. 1939 gelang Lotte Rosenfeld die Flucht nach England, Kurt Rosenfeld kam im Alter von zehn Jahren mit einem der letzten Kindertransporte dorthin. Beide lebten später in den USA. Ihre Mutter Gertrud Rosenfeld wurde 1942 nach Polen deportiert und dort ermordet. "Sehr wahrscheinlich sind das die letzten Stolpersteine, die wir in Stadthagen verlegen", erklärte Jürgen Lingner, Leiter des Arbeitskreises. Bisher sind es 36 der kleinen Quader, die in den Straßen Stadthagens an die Verfolgung jüdischer Bürger durch das Deutsche Reich während der NS-Zeit erinnern. Nach dem 30. Juni werden es 55 sein. Der Arbeitskreis habe sich zuerst auf die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus konzentriert, führte Lingner aus. Die Quader werden jeweils vor dem letzten freiwilligen Wohnort der Verfolgten verlegt. Nach derzeitigem Wissens-Stand seien die verfügbaren Daten zu dieser Opfergruppe weitgehend zusammengetragen, so Lingner. Eine Ausdehnung der Aktion auf weitere Opfergruppen werde nach derzeitigem Diskussionstand nicht erfolgen, so Lingner. Mit den politisch Verfolgten, Zwangsarbeitern oder Euthanasie-Opfern gebe es noch eine sehr große Zahl von Betroffenen. Den politisch Verfolgten werde bereits mit einem Denkmal gedacht. Es gebe Überlegungen, zur Erinnerung an Zwangsarbeiter und Euthanasie-Opfer sogenannte Stolper-Schwellen zu verlegen. Die Verlegung am 30. Juni wird um 12 Uhr in der Bahnhofstraße 43 beginnen. Schüler der IGS werden diese begleiten, und Auszüge aus den Biographien der Verfolgten vortragen. Die Biographien werden vom Arbeitskreis wieder in einer Broschüre veröffentlicht. Die Stolpersteine werden ausschließlich über Spenden finanziert. Der Förderverein zählt hier auf weitere Unterstützung aus der Bürgerschaft (Bankverbindung: Förderverein ehemalige Synagoge Stadthagen, Sparkasse Schaumburg, Kontonummer 470 054 222, BLZ 255 514 80 oder Volksbank Hameln-Stadthagen, Kontonummer 872 773 200, BLZ 254 621 80. Verwendungszweck "Stolpersteine". Weitere Informationen durch Jürgen Lingner 05721/76541). Foto: archiv bb/privat