Alle Jahre wieder: Pünktlich am 1. Dezember kehrt Stress statt Besinnlichkeit ein. Ich habe beschlossen, den Stress in diesem Jahr weihnachtlich gesehen einfach mal auszukehren! Wer sagt denn eigentlich, dass wir jedes Jahr aufs Neue im Dezember in totale Panik verfallen müssen? Geschenke kaufen, Bude putzen, Weihnachtsbaum kaufen, backen, kochen, ausrasten. Muss das sein? Während wir hier bei uns das Hamsterrad zum Qualmen bringen, passieren in der Welt unschöne Dinge. Und wir tragen da einen ganz großen Teil zu bei. Beispielsweise durch unseren unkontrollierten Konsum. Kaufen, kaufen, kaufen. Am besten billig. Und erst recht bitte bei unserem Essen. Müssen wir jeden Cent beim Einkauf auf die Goldwaage legen und zeitgleich den allerneuesten LED-Fernseher auf dem Billig-Regal vom Schweden zurechtrücken? Wer die Weihnachtsgans zum Beispiel nicht beim Bauern um die Ecke kauft – lieber ein billigeres Import-Schnattertier aus Frankreich, der kauft das Leid gleich mit. Die abartigen Details des miesen Lebens einer Stopfgans erspare ich Ihnen an dieser Stelle: Googlen Sie doch mal nach "Stopfgans" im Internet. Aber am besten nach dem Fest, sonst wird Ihnen mitunter das festliche Mahl vergehen. Und ja, der Weihnachtsbaum. Schön muss er sein, gerade gewachsen, dichtes Nadelkleid. Ein Prachtstück – aber kosten darf er nichts. Da wird es doch wohl was Billiges beim Discounter geben?! Sein Schnäppchen stellt man sich dann vier Wochen ins wohlig-warme Wohnzimmer, wo dieser dann sekündlich Unmengen chemischer Ausdünstungen ins weihnachtliche Klima abgibt. Die feine Nordmanntanne aus Monokultur. Aus Dänemark oder Finnland. Unter Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln hochgezogen. Falls unter dem Weihnachtsbaum plötzlich die Augen tränen oder der Hals kratzt, liegt das wahrscheinlich nicht am schnöden Weihnachtsgeschenk, sondern eher am hübsch gewachsenen Weihnachtsbaum. Ich finde den Gedanken unerträglich, dass sich die Werte unserer Gesellschaft zugunsten des Bankkontos verschoben haben. Nicht zu vergessen: Wir feiern ein besinnliches Fest – jeder hat jeden lieb, nicht wahr. Außer natürlich, dieser jemand kommt aus einem anderen Land, gar aus einem Flüchtlingsland. Ich liebe Weihnachten: Es kehrt Ruhe ein. Ja, irgendwie schon. Auch wenn es gerade um die Dächer pfeift, statt leise rieselt. Weihnachten ist eine schöne Zeit. Warum machen wir uns das Leben schwer? Natürlich gehören Geschenke zu Weihnachten, der Weihnachtsbaum, ein leckeres Essen und ganz viel Zeit mit der Familie. Aber doch bitte nicht auf Kosten anderer Menschen, anderer Lebewesen und unserer Gesundheit. Foto: wa
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Weihnachten: Aber bitte billig!
Vom unkontrollierten Konsum bis zum Monokulturbaum – ein paar Gedanken zum Fest von Sandra Walschek
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