Kreis/Detmold/Lemgo (nr). Wer den Druckstein lesen möchte, muss spiegelverkehrt denken. Das haben eben alle Druckvorlagen gemein. Der Lithografiestein von Detmold war bis 1950 Druckvorlage für die topografische Karte von Detmold. Am Dienstag wurde er vom Kreisheimatpfleger in Soest, Peter Sukkau, dem Weserrenaissance-Museum Schloss Brake übergeben. Für das Museum hat der Lithografiestein eine besondere Bedeutung. "Zuerst einmal interessieren uns Drucktechniken, die wir schon in einigen Ausstellungen mit Kupferdruck, Holzschnitt und Lithographie erklärt haben", so Dr. Michael Bischoff, Kurator der Ausstellung "Weltvermesser – Das goldene Zeitalter der Kartographie". "Natürlich ist der Bezug zur Region wichtig und letztendlich ist der Druckstein eine Bereicherung für die Ausstellung, denn er stellt ein Bindeglied zu neuzeitlichen Techniken her." Eher zufällig gelangte der Lithografiestein in die Hände von Vermessungsingenieur und Kreisheimatpfleger Peter Sukkau. Ab 1945 ersetzte das Landesvermessungsamt NRW in Bad-Godesberg die Lithografiesteine durch andere Zeichenträger. Die Sammlung der Drucksteine wurde aufgelöst, verschenkt oder zerstört. Der Druckstein mit den topografischen Daten von Detmold und Umgebung landete in Privatbesitz und hing viele Jahre neben einem Kamin, bis der Besitzer ihn seinem Freund Peter Sukkau schenkte. Als gelernter Vermessungsingenieur wusste er um dessen Bedeutung und wandte er sich an das Detmolder Katasteramt. Dr. Stefan Ostrau und Herbert Kruel von LippeGeoInfo, sahen den Lithografiestein als eine wunderbare Ergänzung für die Kartographieausstellung des Weserrenaissance-Museums, deren Kooperationspartner sie sind. Mit Hilfe von Kurator Dr. Bischoff kam der Stein dann ins Rollen und die 28 Kilogramm schwere Druckvorlage konnte nun dem Weserrenaissance-Museum übergeben werden. Der Lithografiestein ist einer von ehemals 3.642 Drucksteinen. Der "Detmolder" mit der Nummer 2221/4019 wurde 1912 erstellt und enthält zum ersten Mal Höhenlinien. In der Zeit zwischen 1875 und 1932 wurde das gesamte Deutsche Reich vermessen. Topografische Karten vermitteln eine möglichst naturgetreue Ortsbeschreibung. Der Maßstab des Detmolder Lithografiesteins ist 1 zu 25.000. Die leidende Museumsdirektorin Dr. Vera Lüpkes freut sich, den Stein innerhalb der Sonderausstellung, die vom 13. September bis zum 6. Dezember zu sehen ist, präsentieren zu können. Zudem wird er Teil der museumspädagogischen Arbeit werden, da er nicht nur als Bindeglied zu neuzeitlichen Drucktechniken fungiert, sondern die Genauigkeit von Landvermessungen schon in früheren Zeiten darstellt. "Das muss man den Altvorderen schon lassen", bestätigte Dr. Ostrau. "Im Zuge der topografischen Vermessung Deutschlands Ende der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war das mathematische Verständnis so groß, dass selbst heutige Satelitenmessungen nur selten zu anderen Werten kommen."
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Detmold spiegelverkehrt
Weserrenaissance-Museum erhält Druckstein der topografischen Karte
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