1. Neue Streitschlichter gesucht

    Walburga Berghahn und Werner Klaas geben ihre Ämter auf

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    Detmold (ab). Gerüche vom Grill, Licht raubende Bäume, Hundegebell oder quakende Frösche im Teich – die Gründe für Nachbarschaftsstreitigkeiten sind zahlreich. Viele davon haben Walburga Berghahn und Werner Klaas in den vergangenen Jahren geschlichtet. Ende des Jahres hören die beiden Schiedspersonen auf. Eine Schiedsfrau oder ein Schiedsmann soll helfen, Streitigkeiten des Alltags, Beleidigung, einfache Körperverletzung oder Sachbeschädigung beizulegen. Bevor Nachbarn gegeneinander vor Gericht ziehen dürfen, müssen sie eine Schiedsperson aufsuchen. Aber: "Ein Schiedsmann ist kein Richter", betont Werner Klaas. Er spreche kein Urteil, sondern versuche zu helfen, dass sich die Streithähne einigen. Klappt das nicht, geht es vor Gericht weiter. Ein Streit ist schnell vom Zaun gebrochen. Äste, die von einem aufs andere Grundstück ragen werden abgeschnitten und sogar ganze Bäume auf dem Nachbargrundstück werden gefällt, weil sie zu große Schatten werfen. "Es wird auch über den luftleeren Raum über Blumenkästen gestritten", erinnert sich Walburga Berghahn an einen besonders kuriosen Fall. Geschlichtet wird normalerweise bei der Schiedsperson zu Hause, auf neutralem Boden sozusagen. Manchmal sei es aber wichtig, dass man den Ort des Geschehens in Augenschein nimmt, meint Werner Klaas. Man brauche ein Gespür dafür, worum es eigentlich geht. Meist ist das etwas anderes als im Antrag steht. Daher sei Zuhören sehr wichtig. Oft brauche es einen "Eisbrecher", um überhaupt ins Gespräch zu kommen. Das kann beispielsweise das Thema Sport sein. Auch Lösungen können simpel sein: etwa, wenn der Grill einen neuen Platz bekommt und der Rauch nicht mehr zum Nachbarn zieht. Die Zahl der Nachbarschaftsklagen habe in den vergangenen Jahren zugenommen, sagt Bürgermeister Rainer Heller. Heiße Phasen sind Frühjahr und Herbst, wenn im Garten geschnitten wird und die Grillsaison. In ihren 15 Jahren als Schiedsfrau kommt Walburga Berghahn auf 450 protokollierte Fälle, weitere 600 wurden "zwischen Tür- und Angel" geklärt. Heute seien es zwischen 15 und 17 Fälle im Jahr, bei über der Hälfte gibt es am Ende eine Lösung, so Berghahn. Während früher nur Antragssteller und Antragsgegner zu den Terminen kamen, nähmen sich heutzutage beide Parteien häufig einen Rechtsanwalt. Die sorgten aber oftmals sogar für mehr Sachlichkeit. Die schönste Belohnung für eine Schiedsperson ist, wenn die Streitenden nach der Einigung sagen: "Wären wir hier schon mal eher hingekommen". Und wenn die Fälle kurios sind "hat man manchmal auch Spaß", sagt Berghahn. Werner Klaas ist seit 12 Jahren Schiedsmann und eigentlich bis 2018 gewählt. Da er in diesem Jahr aber nach Bielefeld zieht, muss er sein Amt schon früher aufgeben.

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an