1. "Fünfzig" zweifelt an 
ihrer geplanten Endlichkeit

    Theater im Ernestinum führt vom 25. bis 27. Juni das satirisch-utopische Stück "Die Befristeten" auf

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    RINTELN (ste). In Zeiten, in denen man das menschliche Genom entschlüsselt und damit auch die Frage der eigenen Endlichkeit terminlich beantworten möchte, ist die utopische Satire von Elias Canetti "Die Befristeten" von größter Aktualität in ethischer, politischer und auch persönlicher Hinsicht. Das "Theater im Ernestinum" (TimE) steht gerade mitten in den Proben, denn vom 25. bis 27. Juni soll jeweils um 20 Uhr das Stück im Brückentorsaal aufgeführt werden. Dazu hoffen Alexander Wolf als Leiter des "TimE" und seine Schützlinge auf möglichst viele Besucher, die die vielen Proben, die Bühnendekoration, die Technik und die Tiefe des gewählten Stückes zu würdigen wissen.

    Der Eintrittspreis beträgt acht (ermäßigt sechs) Euro. Im Stück aus dem Jahre 1952 geht es um eine fiktive Gesellschaft, in der die Menschen ihren Todestag und damit ihre verfügbare Lebenszeit kennen. Diese Gesellschaft wird angeführt von einer Instanz namens Kapselan, der das Sterben verwaltet und kontrolliert. Vorzeitiges Sterben oder eine kleine Zugabe an Leben gibt es in der Diktatur des "Letzten Augenblicks" nicht. Niemand spricht über sen wirkliches Alter, das Todesalter ist im Eigennamen angezeigt. Jeder ist glücklich damit, sein Leben genau so einzuteilen, wie er es möchte – Gewissheit über den Tod bedeutet für die Menschen auch ein Ende der Trauer. Nur eine Frau namens "Fünfzig" beginnt an diesem System zu zweifeln. Canettis Gedankenexperiment über eine Welt, in der der Tod besiegt zu sein scheint, beantwortet Nietzsches Frage, was schlimmer sei, der Zweifel oder die Gewissheit. Es ist gerade die Ungewissheit, die menschliches Handeln in Bewegung hält. Foto: ste

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